Von der Theologie begeistert

Häufig ist es ein langer Prozess, bis man sich dazu entschließt, Theologie zu studieren. Das Wegweiser-Wochenende der Nachwuchsförderung der Nordkirche möchte jungen Menschen bei dieser Entscheidung helfen.

Ist ein Theologiestudium etwas für mich? Mit dieser Frage setzten sich die Schüler Darvin Stangl und Julie Krüger (v.l.) auf dem Wegweiser-Wochenende zusammen mit Pastorin Jil Becker (2.v.r.) auseinander.
Ist ein Theologiestudium etwas für mich? Mit dieser Frage setzten sich die Schüler Darvin Stangl und Julie Krüger (v.l.) auf dem Wegweiser-Wochenende zusammen mit Pastorin Jil Becker (2.v.r.) auseinander.epd/Simeon Schildt

Von Simeon Schildt

Ratzeburg. "Wir möchten in diesen drei Tagen junge Menschen für das Theologiestudium begeistern, und ich denke, das gelingt uns ganz gut", sagt Jil Becker. Sie ist Pastorin für Nachwuchsförderung der Nordkirche und hat in Zusammenarbeit mit dem Predigerseminar in Ratzeburg Schüler zum Wegweiser-Wochenende eingeladen, die mit dem Gedanken spielen, Theologie zu studieren und Pastor oder Religionslehrer zu werden. 23 junge interessierte Menschen aus dem ganzen Gebiet der Nordkirche sind der Einladung gefolgt.

Wegweiser-Wochenende informiert über den Pastorenberuf

Das Wegweiser-Wochenende sollte aber nicht nur informieren, sondern die Schüler auch herausfordern. So wurden in vier Workshops die Fächer der Theologie – Exegese des Alten und Neuen Testaments, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und Praktische Theologie – vorgestellt. Doch nicht nur das: Die Teilnehmer mussten sich auch provokanten Fragen stellen und sich kritisch mit ihrem eigenen Glauben und der Bibel auseinandersetzen.
"Die Schüler sind sehr neugierig und sehr diskussionsfreudig. Sie bringen viele Fragen mit in die Workshops ein", berichtet Lena Westendorff, die in Kiel Theologie studiert und als Referentin an diesem Wochenende dabei war.

Schüler haben schon sehr genaue Vorstellungen

Für weitere Workshops hat Becker Menschen aus unterschiedlichen kirchlichen Berufen eingeladen, darunter einen Krankenhausseelsorger und einen Diakon, die sich den Fragen der Schüler stellten. Julie Krüger aus Bad Bramstedt hat gerade ihr Abitur gemacht und plant, nach ihrem Bundesfreiwilligendienst Pastorin zu werden. "Es ist mir wichtig, einige Dinge in der Kirche zu verändern, die mich persönlich stören. Ich möchte Gottesdienste für die Seele machen, die weniger mit dem Verstand und mehr mit dem Gefühl zu tun haben. Und ich möchte mich für mehr Offenheit, Toleranz und Transparenz in der Kirche einsetzen."
Die 20-Jährige habe lange überlegt, bis sie sich für diesen Weg entschieden hat: "Ich habe das Theologiestudium immer wieder im Blick gehabt und immer wieder überlegt, vielleicht doch lieber etwas anderes zu machen", sagt sie. Auf dem Wegweiser-Wochenende habe sie sich aber nun für das Studium entschieden. "Ich bin jetzt hier, um mich noch einmal damit auseinanderzusetzen und diese Entscheidung mit mehr Sicherheit tragen zu können."
Auch Darvin Stangl aus Lübeck fühlt sich durch das Wegweiser-Wochenende darin bestärkt, Pastor zu werden: "Das fing damals alles mit dem Konfirmandenunterricht an. Dort habe ich hin und wieder ehrenamtliche Aufgaben in der Gemeinde übernommen. Über die Jahre wurde das dann mehr, ich war in der Gemeindearbeit involviert, und es hat immer mehr Spaß gemacht."

Sprachgewandt, kritisch und klug

Von dem Wegweiser-Wochenende hat Darvin Stangl von seiner Pastorin erfahren: "Die hat mir gesagt: Da gehst du mal hin. Und da wurde das für mich eine richtige Alternative", erklärt er. Und momentan sehe es auch sehr danach aus, dass er nach seinem Abitur Theologie studieren und Pastor werden würde. "Ich möchte das starre Gemeindedenken, das ich bei mir zu Hause erlebe, aufbrechen. Wir sind eine evangelische Kirche und kein Verband kleiner Gruppen."
Aus ihrem Umfeld berichten sowohl Julie Krüger als auch Darvin Stangl von positiven Rückmeldungen auf ihre Entscheidung. "Diejenigen, die mit der Kirche zu tun haben, sind fast alle begeistert. Und die, die nichts mit der Kirche am Hut haben, zollen einem doch Respekt, weil sie wissen, dass Pastoren eine sehr wichtige Rolle innehaben", sagt Stangl. Und Krüger erzählt: "Mir sagen Freunde, die selber gar nicht so viel mit der Kirche zu tun haben: Das ist die richtige Entscheidung, das passt zu dir. Auch Leute aus meiner Gemeinde, mit denen ich sonst gar nicht so gut klar komme, sagen das. Das bestätigt mich in meinem Entschluss."
Der pädagogische Studienleiter im Predigerseminar, Christian Butt, freut sich auf den Nachwuchs: "Sie sind sprachgewandt, kritisch und klug. Sie könnten auch jeden anderen Beruf machen. Die Kirche sollte klug sein und diesen Schatz heben."