„Vertrauensverlust“ nach Propst-Rücktritt

Präses Beate Raudies fordert eine außerordentliche Synode um zu klären, wie es weitergehen soll. Über Details hüllt sich der Kirchenkreis allerdings weiter in Schweigen.

Das Präsidium der Synode ringt um einen Neustart für Rantzau-Münsterdorf (Archivbild)
Das Präsidium der Synode ringt um einen Neustart für Rantzau-Münsterdorf (Archivbild)Kirchenkreis

Elmshorn. Alles fing damit an, dass „Unregelmäßigkeiten in der Wahrnehmung der Aufgaben der Verwaltungsleitung festgestellt“ worden waren. Das schrieb der Kirchenkreisrat des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf Anfang Februar. Die Entdeckung führte dazu, dass das Arbeitsverhältnis mit Verwaltungsleiter Thomas Janßen aufgelöst wurde. Seither untersuchen das Landeskirchenamt sowie externe Wirtschaftsprüfer die Vorgänge – und dabei geriet offenbar auch der bisherige Propst Thomas Bergemann immer stärker unter Druck.

Zunächst trat Bergemann als Vorsitzender des Kirchenkreisrats (KKR) zurück. Es gebe Hinweise darauf, dass Bergemann „ihm obliegende Amtspflichten“ nicht mit der gebotenen Sorgfalt erledigt haben könnte, teilte das Gremium mit. Als Propst blieb er im Amt. Aber nur wenige Tage später, am Donnerstag, 17. Februar, teilte Bergemann seinen Rücktritt mit. Er wolle weiteren Schaden von der Kirche und dem Kirchenkreis abwenden und reagiere darauf, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Kirchenkreisrat von beiden Seiten nicht mehr gegeben sei. Über Details zu den Unregelmäßigkeiten hält sich der Kirchenkreis mit Hinweis auf das laufende Verfahren bedeckt. Es gelte die Unschuldsvermutung.

Moralische Instanz

Die Ereignisse haben Folgen für die Kirche vor Ort. „Natürlich ist ein Vertrauensverlust entstanden“, sagt Beate Raudies, Präses der Synode. „Da kann man sagen, was man will – ein Propst ist eine Vertrauensperson und moralische Instanz. Deswegen ist es immer schwierig, wenn auf dieser Ebene Dinge nicht richtig gemacht werden.“


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Besorgt sei sie darüber, wenn die Pastorin im Seniorenkreis oder der Pastor nach der Beerdigung gefragt werde: „Was ist da los?“ Die Seelsorgenden sollten als Repräsentanten der Kirche in der Lage sein, die Ereignisse darstellen zu können – und die Chance haben, sich dazu zu positionieren, wünscht sich Raudies. „Deswegen ist es mir auch so wichtig, als Synodenpräsidium jetzt für transparente Prozesse und schnelle Informationsweitergabe zu sorgen.“ Nichts solle unter den Teppich gekehrt werden, im Gegenteil: „Wenn Fehler gemacht worden sind, muss es Konsequenzen geben“, fordert sie.

Über den künftigen Vorsitz des Kirchenkreisrates sollte nach Redaktionsschluss entschieden werden. Thielko Stadtland, seit April 2021 zweiter Propst im Kirchenkreis, hat die Vertretung für das Propstamt von Bergemann übernommen. Dieser tritt nach der Übergabe der Amtsgeschäfte einen dreimonatigen Sonderurlaub an, in dem er sich „der Aufklärung aller Umstände widmen“ und sich beruflich neu orientieren will. Beate Raudis fordert eine außerordentliche Synode, um zu klären, „wie es am besten weitergehen kann“.

Das sagt der Bischof

Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, begleitete das Geschehen in Rantzau-Münsterdorf mit Gesprächen. „Dass Propst Dr. Bergemann seinen Verzicht auf das pröpstliche Amt erklärt hat, nehme ich mit großem Respekt zur Kenntnis. Für mich ist dies ein Zeichen seines Verantwortungsbewusstseins im pröpstlichen Amt gegenüber seinem Kirchenkreis und der Öffentlichkeit“, so der Bischof.

Dazu gehöre, dass Bergemann an der weiteren Klärung von Vorwürfen durch das Landeskirchenamt mitwirken werde. Durch seinen Amtsverzicht und mit der Absicht, den Kirchenkreis zu verlassen, „eröffnet Propst Dr. Bergemann dem Kirchenkreis eine Perspektive, um Vertrauen wiederherzustellen und einen Neuanfang zu gestalten“, sagte Magaard.