Trauer um “cineastisches Multitalent”: Michael Verhoeven gestorben

Trauer um Michael Verhoeven: Kulturpolitiker haben das Lebenswerk des verstorbenen Regisseurs gewürdigt. Mit ihm „verlieren wir einen der verdienstvollsten Regisseure, dessen Oeuvre zu den bedeutendsten und politisch engagiertesten der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte zählt“, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Freitag in Berlin. Der am 13. Juli 1938 geborene Filmemacher war übereinstimmenden Medienberichten zufolge am vergangenen Montag nach kurzer und schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben.

Mit Filmen wie „o.k.“, „Die weiße Rose“ und „Enthüllung einer Ehe“ habe sich der Regisseur immer wieder mit gesellschaftspolitischen Fragen und der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt, sagte Roth: „Michael Verhoeven zählte damit zu jenen couragierten Filmschaffenden, die stets an das demokratische Gewissen unserer Gesellschaft appellierten. Seine eindringlichen filmischen Meisterwerke gaben nicht zuletzt wichtige Denkanstöße für die politische Entwicklung unseres Landes.“

Als „cineastisches Multitalent“ und „großen Filmemacher“ bezeichnete der bayerische Staatsminister für Medien, Florian Herrmann (CSU), den verstorbenen Regisseur. Neben populärer Fernsehunterhaltung sei die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Terror der Kriegsjahre das „bestimmende Thema seines über Jahrzehnte erfolgreichen Schaffens“ gewesen, sagte Herrmann. Bei alledem sei Verhoeven als Filmemacher stets „unabhängig, kritisch und künstlerisch kompromisslos“ gewesen.

Verhoevens Eltern waren der Regisseur Paul Verhoeven und die Schauspielerin Doris Kiesow. Seit 1966 war Michael Verhoeven mit der Schauspielerin Senta Berger verheiratet.

Eines seiner bekanntesten Werke, der 1982 veröffentlichte Film „Die weiße Rose“, beschäftigt sich mit dem Widerstand rund um Sophie Scholl. Für seinen 1990 erschienenen Film „Das schreckliche Mädchen“ erhielt er Nominierungen für den Golden Globe und den Oscar.

Im Jahr 1970 kam es bei der Berlinale wegen Verhoevens Vietnam-Film „o.k.“ zu einem Skandal. Das Werk zeigt in Form eines Passionsspiels die Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Vietnamesin durch amerikanische Soldaten, was die Jury spaltete. Es kam zu einem öffentlichen Schlagabtausch und dem Abbruch des Wettbewerbs.