Studie: Kindergrundsicherung verhindert keine Kinderarmut

Die Höhe der geplanten Kindergrundsicherung reicht nicht, um Kinderarmut nachhaltig zu verhindern. Das sagt die Forscherin Irene Becker, die eine Alternative vorschlägt.

Die Kindergrundsicherung hilft nicht nachhaltig, kritisiert eine Forscherin
Die Kindergrundsicherung hilft nicht nachhaltig, kritisiert eine ForscherinImago / Michael Gstettenbauer

Die Verteilungsforscherin Irene Becker hält die Höhe der ab 2025 geplanten Kindergrundsicherung für unzureichend, um Kinderarmut nachhaltig zu verhindern. Um Entwicklungsmöglichkeiten und soziokulturelle Teilhabe zu sichern, müssten die Beträge anders berechnet werden, fordert Becker in einer für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf. Je nach Altersstufe der Kinder und Jugendlichen würden sie dann zwischen 30 und 191 Euro höher ausfallen als aktuell von der Bundesregierung vorgesehen.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin kritisiert vor allem die Berechnung des Existenzminimums, das der Ermittlung der Kindergrundsicherung zugrunde liegt. Diese sei „in mehrfacher Hinsicht unzulänglich“. So würden nur Konsumausgaben von Haushalten im untersten Einkommensbereich herangezogen. Von den so ermittelten Referenzausgaben würden zudem aufgrund willkürlicher politischer Vorgaben etliche Ausgaben generell gestrichen, etwa für Taschen, Regenschirme, das Eis in der Eisdiele, Pflanzen und Tierfutter. „Die Vorgehensweise führt zu einer systematischen Bedarfsunterdeckung“, beklagte Becker.

Kindergrundsicherung mit Verbraucherpreisen koppeln

Die Sozialforscherin schlägt als Alternativkonzept vor, die Ausgaben von Haushalten im mittleren Einkommensbereich als Bezugspunkt zu nehmen und auf die Streichung einzelner Ausgabenpositionen zu verzichten. Außerdem sollte die Kindergrundsicherung kontinuierlich an die reale Entwicklung der Verbraucherpreise angepasst werden.