Pfarrervereins-Vorsitzende begrüßt Abgrenzung von AfD-Mitgliedern

Die Vorsitzende des evangelischen Pfarrerinnen- und Pfarrervereins, Corinna Hektor, hat die Stellungnahmen der Kirchenleitung der evangelischen bayerischen Kirche zur Unvereinbarkeit von kirchlichen Ämtern und einer Mitgliedschaft bei der in Teilen rechtsextremen AfD begrüßt. Auch der Pfarrerinnen- und Pfarrerverein habe sich für die freiheitliche Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte für alle Menschen ausgesprochen, sagte Hektor in ihrem Bericht vor der Frühjahrsversammlung des Vereins am Dienstag in Rothenburg ob der Tauber.

„Solche Abgrenzungen sind nicht unbarmherzig, sondern notwendig“, sagte Hektor. Nur weil jemand demokratisch gewählt worden sei, sei er „noch kein Demokrat“. Landeskirchenrat und Landessynode hatten vor einer Woche einen Beschluss gefasst, in dem es heißt, „Menschenfeindlichkeit und völkischer Nationalismus gehören zu den Grundüberzeugungen der extremen Rechten – der heutigen AfD und ihrer Mitglieder“. Solche Haltungen seien unvereinbar mit der Übernahme von Haupt- und Ehrenämtern in Kirche und Diakonie. Das Papier soll die Vertrauensausschüsse, die die Kandidierenden für die Kirchenvorstandswahlen suchen, unterstützen.

Hektor ging in ihrem Bericht auf die Entwicklung der Kirche ein. Sie vermisse bei sinkenden Einnahmen und weniger Personal ein Konzept und klare Rahmen der Landeskirche. Sie forderte, „wenigstens eine Vorstellung, was das angekündigte weniger an Geld, Menschen, Gebäuden und Gemeinden tatsächlich bedeuten wird“.

Mit Sparanstrengungen müsse eine Klärung einhergehen, wie Kirche mit weniger Aufgaben aussehen solle „und wofür sie auf jeden Fall steht“. Sie befürchtet aber, dass die Frage, “was nicht mehr gemacht wird, als Aufgabe nach unten delegiert werde. Manches wüssten die Menschen vor Ort tatsächlich besser. Aber es bestehe die Gefahr, dass man das Weglassen dort Einzelnen zuschiebe.

Hektor befürchtet, dass es die Kirche vor Ort in Zukunft nicht mehr in einer überschaubaren Größe geben werde. Gerade mit Blick auf die Bedürfnisse der Mitglieder seien weniger Personal und weniger Fachkräfte „ein Problem, und keine Chance“. Sie könne nicht sehen, dass Schrumpfen die Kirche agiler mache, wie es Landesbischof Christian Kopp unlängst gesagt habe. Überlastete Menschen könnten schlecht für noch mehr Bedürfnisse zuständig „und dabei kreativ, präsent und gesellschaftlich wirksam sein“, sagte Hektor.

Sie wies darauf hin, dass die Hälfte des theologisch-pädagogischen Personals der bayerischen Landeskirche, darunter ein Drittel der Pfarrerinnen und Pfarrer, kurz vor dem Ruhestand stünden. Sie bezweifele, „dass das den betroffenen Kirchenvorständen und Kolleginnen und Kollegen bewusst ist“.

Der bayerische Pfarrer- und Pfarrerinnenverein versteht sich als Interessenvertretung für die rund 2.500 evangelischen Pfarrer im Freistaat. Derzeit hat er knapp 3.000 Mitglieder. Die Hauptaufgaben sind eigenen Angaben zufolge die Förderung des theologischen Gedankenaustausches und die Beratung in Pfarrer-spezifischen Angelegenheiten. (00/1360/30.04.2024)