Pastor stellt Bibelszenen mit Playmobil-Figuren nach

Seine Konfirmanden hören ihm gern zu, wenn er aus der Bibel erzählt: Denn Pastor Erhard Graf stellt die Szenen mit Playmobilfiguren nach. Auch seine eigene Kirche hat der Schleswig-Holsteiner zusammengebastelt – Glockenläuten inklusive.

Der Trauerzug besteht aus Musikern, die statt Umhang ursprünglich E-Gitarre trugen
Der Trauerzug besteht aus Musikern, die statt Umhang ursprünglich E-Gitarre trugenBettina Albrod

Klein Wesenberg. Katharina von Bora soll 1523 mit ihren Gefährtinnen – hinter Heringsfässern versteckt – auf einem Planwagen aus dem Kloster Marienthron geflohen sein, ehe sie die Frau von Martin Luther wurde. Die einprägsame Szene hat Erhard Graf, Pastor der Gemeinden Klein Wesenberg und Hamberge, zum Lutherjahr für seine Konfirmanden aus Playmobil nachgebaut. Allerdings flieht die Nonne bei ihm in einem Heuwagen. Das hat praktische Gründe: „Fässer in der richtigen Größe habe ich nicht gefunden“, sagt er.
Das Improvisieren ist er gewöhnt, denn in den vergangenen zehn Jahren hat er viele Bibelszenen aus Playmobil nachgebaut, um seinen Konfirmanden die Heilige Schrift näher zu bringen. Die Kirche von Klein Wesenberg gibt es bei ihm als Noch-Kleiner-Wesenberg: Graf hat sie aus zwei Playmobil-Kirchen zusammengebastelt, um daran den Gottesdienstablauf zu erklären. Auf Knopfdruck läuten die Glocken, und auch die Orgel bringt man zum Klingen. Selbst der Storch, der jedes Jahr an der Kirche brütet, ist mit von der Partie. „Die Konfirmanden lieben das Geläut“, erklärt Pastor Graf. „Die Visualisierung hilft dabei, Lerninhalte zu verankern. Theorie ist trocken, über die Sinne lässt sich alles viel besser vermitteln.“

Polizeiauto wird Leichenwagen

Die Krippe mit Maria und Josef gibt es als fertigen Satz. Andere Szenen hat Graf selbst komponiert. „Ich verwende dafür die Originalfiguren, ohne sie zu verändern“, betont Graf. Damit hebt er sich von dem Fall eines Pastors ab, der 2009 einen Playmobil-Jesus ans Kreuz gebracht hatte. Er war von dem Unternehmen gestoppt worden, weil er die Figuren stark verändert hatte. „Bei mir bleiben die Figuren, wie sie sind“, betont Graf, „ihr Umfeld lässt sie zu Bibelfiguren werden.“
Wer genau hinguckt, sieht, dass der schwarz gewandete Trauerzug viele Tätowierte und Gepiercte im Gefolge hat; eigentlich sind es Rocker und Gothics aus einer Band, die mit Hut oder Umhang zu Trauergästen werden. Einige tragen statt einer E-Gitarre den Schneewittchensarg, umfunktioniert aus der Märchenwelt, und das Polizeiauto hat Graf zum Leichenwagen umgemalt. „Das und ein Kälbchen sind die einzigen Teile, die ich verändert habe“, so Graf. „Aus dem Kälbchen habe ich das goldene Kalb gemacht.“
„Mit den Steinzeitfiguren zeige ich die Vertreibung aus dem Paradies “, erläutert der Pastor. Adam und Eva tragen Lendenschurz. Der Apfel liegt auf einem Podest. „Wenn man ihn vom Podest wegnimmt, ertönt eine Alarmanlage wie im Museum.“

Aus Kindergarten übernommen

Die Ägyptenserie eignet sich dafür, die Lebenswelt Jesu nachzustellen. Die Frauen tragen Kopftücher, die Graf aus dem Ersatzteillager hat. „Eigentlich der Umhang von Maria“, erzählt er. „Davon habe ich eine Menge bestellt, so dass die Figuren jetzt authentisch aussehen.“
Im Kindergarten der Kirchengemeinde erkannte Graf, der eine religionspädagogische Ausbildung hat, das Potenzial der bunten Spielwelt. „Das hat den Kindern richtig Spaß gemacht. Von da an habe ich auf Flohmärkten gesammelt.“ Irgendwann schaffte Graf es nicht, die Sachen vor dem Konfirmandenunterricht wegzuräumen, und auch die Jugendlichen waren begeistert. „Die Konfirmanden sind zwischen 13 und 14 Jahre alt, ich habe gemerkt, dass sich die Playmobilszenen für die schwierige Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein gut eignen.“
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