Neues Kulturzentrum in Heide wird Pfingsten eingeweiht

Nach viereinhalb Jahren Bauzeit ist das evangelische Kulturzentrum in Heide fertig. Unter dem Motto „Neue Mitte Dithmarschen“ wurde die Stadtkirche St. Jürgen auf dem Heider Marktplatz so saniert, dass in der Kirche neben Gottesdiensten auch Konzerte und Aufführungen stattfinden können. In das benachbarte Alte Pastorat zogen Beratungsstellen der Diakonie, das Kirchenbüro, der Weltladen und die Touristen-Information ein. „Wir freuen uns sehr, dass wir das Haus jetzt mit Leben füllen können“, erklärte die stellvertretende Pröpstin des Kirchenkreises Dithmarschen, Astrid Buchin, am Donnerstag bei der Vorstellung des 5,9 Millionen Euro teuren Projekts.

Die Wiedereröffnung der 1435 erbauten Renaissance-Kirche mit dem 48 Meter hohen Turm soll am Pfingstsonntag (19. Mai) um 11 Uhr mit einem Festgottesdienst gefeiert werden, zu dem sich auch die Schleswiger Bischöfin Nora Steen erwartet wird. Anschließend ist ein Gemeindefest rund um die Kirche geplant, die durch die Baumaßnahmen heller und großzügiger wirkt.

Neben einer Fußbodenheizung und barrierefreien Zugängen wurde eine mobile Glaswand in die langgestreckte Saalkirche mit 500 Sitzplätzen eingezogen, mit der Süd- und Hauptschiff künftig voneinander getrennt werden können. Das Südschiff, das im Winter wärmer beheizt wird als der Rest der Kirche, kann für Seminare, Gemeindesitzungen und Kirchencafé genutzt werden. Im Hauptschiff sind neben Gottesdiensten größere Kulturveranstaltungen geplant.

Außerdem wurden Veränderungen aus jüngeren Epochen zurückgebaut. Die Kassettendecke von 1877 wich zugunsten der darunterliegenden Balkendecke, um die Akustik der Kirche zu verbessern. Gipswände im Hauptschiff, die feuchte Kirchenmauern verstecken sollten, wurden abgerissen.

Dabei fanden die Restauratoren Decken- und Wandmalereien, die auf verschiedene Zeitepochen der fast 600 Jahre alten Kirche hinweisen. Bei der Eroberung von Heide durch königlich-dänische Truppen war die Kirche 1559 bis auf die Grundmauern abgebrannt und danach wieder aufgebaut worden.

Hinter dem Altar fanden sich gotische Rankenmalereien in Rot und Grün, die aus dem Jahr 1464 stammen. Die freigelegten Deckenbalken weisen Spuren von Bemalungen aus dem Jahr 1550 auf. An den Feldsteinmauern sind Ornamente aus 1699 zu sehen. „Diese Fragmente sind quasi Schaufenster in die Geschichte von Heide“, sagte Buchin.

Ursprünglich hatte der Umbau vier Millionen Euro kosten sollen. Dass die Gesamtkosten nun zwei Millionen Euro höher sind, liege an Verzögerungen, den gestiegenen Baukosten durch den Ukraine-Krieg, einem Architektenwechsel und Umplanungen, die erst im Zuge der Baumaßnahmen klar geworden seien, hieß es seitens der verantwortlichen Architekten.

So hatte das Südschiff eigentlich einen Keller bekommen sollen, in den Lagerräume und Küche einziehen sollten. Entgegen der Aussagen von Gutachtern stießen Restauratoren dort aber auf ein Gräberfeld, das einst zum Friedhof der Kirche gehört hatte. Küche und Lagerraum wurden jetzt im Eingangsbereich der Kirche untergebracht.

Auf die Orgel muss die 9.000 Mitglieder umfassende Kirchengemeinde Heide allerdings noch eine Weile warten. Die bisherige Orgel ist schon verkauft, eine neue ist noch im Bau, die auch den klanglichen Anforderungen von größeren Konzerten entsprechen soll. Sie soll wahrscheinlich zum Erntedankfest am 6. Oktober zum ersten Mal in der St.-Jürgen-Kirche zu hören sein. Bis dahin sollen Klaviermusik und Posaunenchöre die „Neue Mitte Dithmarschen“ zum Klingen bringen.