Mit „Denkzeichen“ an Geschichte erinnern

In Waren an der Müritz soll ein Gedächtnisort für die „Friedliche Revolution“ entstehen. Das Konzept sieht ein zentrales, dezentrales und virtuelles Erinnern vor.

Die Georgenkirche (links) und die Sankt-Marien-Kirche (rechts) von der Müritz aus gesehen
Die Georgenkirche (links) und die Sankt-Marien-Kirche (rechts) von der Müritz aus gesehenWikipedia/Membeth

Schwerin. Mecklenburg-Vorpommern soll einen zentralen Gedächtnisort für die "Friedliche Revolution 1989" in Waren (Müritz) erhalten. Das sieht ein Konzept vor, mit dem sich die Landesregierung befasste und das zur weiteren Beratung an den Landtag übersandt wurde, teilte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Vincent Kokert, mit. Ergänzend dazu soll es laut dem Papier dezentrale Erinnerungsorte in den Kommunen sowie ein Internetangebot geben. Finanziert werden soll alles aus Mitteln, die dem Land aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR zur Verfügung stehen. Die ersten Reaktionen auf das Vorhaben fielen positiv aus.

Wichtiges Signal für die Region

Die zentrale und dezentrale Struktur halte er für den richtigen Ansatz, sagte Kokert. Die Friedliche Revolution habe sich auch auf dem Gebiet des heutigen MV nicht zentral ereignet. Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) bezeichnete das Konzept als ein wichtiges Signal. Es biete beste Voraussetzungen dafür, dass die Geschichte präsent bleibt. Alle Kommunen könnten sich beteiligen und mit einem besonderen "Denkzeichen" an die eigene Geschichte erinnern.

Planmäßige Eröffnung zum 30. Jahrestag des Mauerfalls

Die Sprecherin für politische Bildung der SPD-Landtagsfraktion, Susann Wippermann, sagte, ihre Fraktion habe sich vorab besonders für eine dezentrale Darstellung der Ereignisse in digitaler und online vernetzter Form eingesetzt. Den Auftrag zur Erarbeitung des Konzepts hatte der Landtag im Mai 2017 der Landesregierung erteilt. Diese sollte dabei mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen zusammenarbeiten. Angestrebt wird, dass möglichst im 30. Jahr des Mauerfalls (2019) der Gedächtnisort eröffnet wird. An die Friedliche Revolution in der DDR erinnern derzeit in Deutschland rund 50 Denkmäler.

Drei Stelen am Gedächtnisort

Das vorgelegte Konzept für MV schlägt drei Säulen für den Gedächtnisort vor: zentral, dezentral und online. Der zentrale Lern- und Erinnerungsort mit Denkmal und Dauerausstellung soll demnach in Waren (Müritz) entstehen. Für das Denkmal wird ein künstlerischer Wettbewerb empfohlen. In Waren (Müritz) fand am 16. Oktober 1989 der erste Demonstrationszug im Norden der DDR mit 400 Teilnehmern statt. Als zweite Säule wird vorgeschlagen, einen Fonds "Denkzeichen 1989" einzurichten. Städte und Gemeinden sollen aus dem Fonds auf Antrag 1.989 Euro für eine Informations- und Erinnerungsstele erhalten können. Die Stelen sollen ein einheitliches Aussehen haben und an einem historisch relevanten Ort auf regional bzw. lokal wichtige Ereignisse hinweisen.

Digitales Museum und Bibliothek ergänzen das Angebot

Ein zentrales Internetangebot zur Geschichte der Friedlichen Revolution soll als dritte Säule aufgebaut werden. Darüber könnten im Sinne einer digitalen Bibliothek und eines digitalen Museums auch Materialien und Exponate sowie Bildungsangebote zur Verfügung gestellt werden, heißt es im Konzept.

Die Friedliche Revolution gehöre zu Deutschlands glücklichsten Stunden, sagte Vincent Kokert. "Das Feuer, das damals in den Menschen brannte, der Wunsch nach Freiheit und Demokratie hat die SED-Diktatur hinweggefegt." Für die Ereignisse werde auch in MV ein würdige Gedächtnisort gebraucht. Mut, Idealismus und Hoffnung hätten die Menschen damals angetrieben. "Ich würde mir wünschen, dass dies durch das Erinnerungszeichen sichtbar wird und sichtbar bleibt." Er freue sich auf die Beratung im Landtag. Es gelte nun, das Konzept mit Leben zu füllen. (epd)