Medienwissenschaftler rät Presseverlagen zu eigenen Apps

Der Medienwissenschaftler Christopher Buschow hat Presseverlage zur Entwicklung eigener Smartphone-Anwendungen aufgerufen, um mehr zahlungswillige User zu gewinnen. Versuche, bestehende Plattformen wie TikTok oder Facebook nachzuahmen, wären „Himmelfahrtskommandos“, weil Tech-Konzerne dafür das Tausendfache an Ressourcen hätten, sagte Buschow der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) zum Tag der Pressefreiheit. „Wozu ich aber definitiv rate, ist die Entwicklung von Apps, die für die Nutzer einen echten Mehrwert bieten, die etwas anderes leisten als die marktdominanten Anwendungen.“ Genau dort liege eine große Chance für regional verortete Verlage.

Attraktiv wäre eine App, die die Menschen in ihrem Alltag begleitet, wie ein Freund, Helfer und Navigator, sagte der Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School. „So eine App muss mir morgens in fünf Minuten die für mich relevantesten Nachrichten präsentieren, mich an Staus vorbeischleusen, mir sagen, was am Wochenende in meiner Stadt und in der Umgebung passiert.“ Mit der App sollten Nutzer Support bei der Auswahl von Kitas, Schulen und Altenheimen, von Ärzten, Sportvereinen und Restaurants bekommen. „Kurzum: Eine verlässliche Orientierungshilfe im lokalen Alltag, die den Abonnenten einen deutlichen Informationsvorsprung verschafft. Das können und wollen weder TikTok noch Facebook oder X jemals werden.“

Eine Verlags-App, die es schaffe, die Bedürfnisse der Menschen vor Ort besser zu adressieren, könne sich einen festen Platz in der Medien-Routine der Leute erwerben, sagte Buschow. „Sie kann zu dem werden, was die Zeitung morgens im Briefkasten und die Tagesschau abends um 20 Uhr mal gewesen sind, aber heute nicht mehr sind: Mediale Angebote, die Halt geben und den Tag mitstrukturieren.“