Mainzer Bischof: Auschwitz-Täter waren Menschen, keine Monster

Über Mord und Totschlag in Gesellschaften spricht der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Karfreitagspredigt. Dabei sieht er auch Hoffnung – denn Diktaturen könnten nie das letzte Wort haben.

Über das Böse, zu dem Menschen fähig sind, hat sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Karfreitag erschrocken geäußert. Der Blutstrom der Geschichte sei nicht versiegt. „Bis heute blicken wir auf Mord, Totschlag und Menschenverachtung. Wir sehen, wie Menschen andere Menschen erniedrigen und ihnen zuletzt das Leben nehmen“, sagte er in seiner Predigt im Mainzer Dom laut Manuskript.

Kohlgraf blickte in seiner Rede auch auf eine Reise nach Auschwitz zurück; im März besuchte er dieses größte Vernichtungslager der Nazis. „Die Täter waren Menschen, keine Monster“, sagte er. Die Reise habe einen „Blick in den Abgrund des Bösen“ ermöglicht. Das Lager sei ein riesiger Friedhof, auf dem bis heute Knochen an die Erdoberfläche kommen. Mehr als eine Million Menschen aus ganz Europa wurden durch die Nazis in Auschwitz ermordet.

„Ich musste mir klarmachen: Wir denken an unzählige Persönlichkeiten, mit jeder einzelnen wurde eine ganze Welt zerstört“, beschrieb Kohlgraf sein Empfinden. Die Menschheit schaue allerdings nicht ausschließlich in den Abgrund des Bösen, denn die Größe des Menschen zeige sich in seiner Fähigkeit zum Guten: „Es gab einen Maximilian Kolbe, der für einen anderen Menschen in den Tod gegangen ist. Es gibt bewegende Zeugnisse, wie Menschen ihr knappes Brot mit anderen teilen“, schilderte der Bischof.

Die Würde des Menschen zeigt sich nach Ansicht Kohlgrafs darin, dass sie den anderen Menschen nicht zu einer Nummer werden lasse, sondern in ihm einen Bruder oder eine Schwester sehe. „Daher werden menschenverachtende Diktaturen am Ende nie das letzte Wort haben, wie auch Gewalt und Tod nicht“, gab sich der Mainzer Bischof überzeugt.