Krankenkasse: Soziale Medien befördern Anstieg von Essstörungen

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) verzeichnet einen deutlichen Anstieg von Essstörungen bei jungen Frauen. Wie das Unternehmen auf Grundlage einer Hochrechnung eigener Versichertendaten ermittelt hat, stieg der Anteil an 12- bis 17-jährigen Mädchen mit Erkrankungen wie Bulimie oder Magersucht zwischen 2012 und 2022 von 90 auf 139 Fälle pro 10.000 Versicherte. Besonders drastisch sei der Anstieg während der Zeit der Corona-Pandemie verlaufen, teilte die KKH am Donnerstag in Hannover mit. Allein zwischen 2019 und 2022 sei die Fallzahl von 101 auf 139 gestiegen, was einem Zuwachs von 38 Prozent entspreche.

Im Vergleich zu Jungen derselben Altersklasse (38 Fälle pro 10.000 Versicherte) sei der Anteil an Essstörungen unter den 12- bis 17-jährigen Mädchen etwa viermal höher. Als mögliche Ursache für diese Differenz nannte KKH-Psychologin Franziska Klemm über die sozialen Medien vermittelte Schönheitsideale, für die vor allem junge Frauen empfänglich seien. „Sie vergleichen sich intensiver in sozialen Medien als gleichaltrige Jungen und beschäftigen sich stärker mit sich selbst.“

Klemm kritisierte Trends wie die auf der Internetplattform TikTok propagierten „Legging Legs“. Dabei zeigt sich auch im geschlossenen Stand zwischen den Oberschenkeln eine breite Lücke. „Viele junge Frauen hinterfragen ihren Körper und ihr Essverhalten, wenn sie sehen, dass enge Hosen angeblich nur für Menschen mit dünnen Beinen gemacht sind“, erklärte Klemm. Zudem seien solche „absurden Schönheitstrends“ häufig ein Nährboden für sogenanntes Bodyshaming. „Wer so gar nicht dem Ideal entspricht, wird mit entsprechenden Bemerkungen bis hin zu heftigen Beleidigungen bombardiert, schlimmstenfalls ausgegrenzt“, sagte die Psychologin.