Kommission: Aufarbeitung von Missbrauch ist dauerhafter Prozess

Die Aufarbeitungskommission für sexuellen Kindesmissbrauch hat vom Staat und nicht staatlichen Einrichtungen verlangt, Verantwortung für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen zu übernehmen. Die Kommission erklärte am Dienstag in Berlin, obwohl das Bewusstsein für das Thema Missbrauch geschärft und die Aufarbeitung vorangetrieben worden sei, dürfe sich die Gesellschaft damit nicht zufriedengeben.

Kommissionsmitglied Barbara Kavemann forderte alle Institutionen auf, auch nach einem Aufarbeitungsprozess offenzubleiben für neue Erkenntnisse und auf Betroffene zu hören. Aufarbeitung sei ein gesellschaftlicher Lernprozess, der nicht aufhöre, erklärte die Soziologin, die seit Jahrzehnten zu dem Thema forscht.

Die Aufarbeitungskommission legte den Tätigkeitsbericht ihrer zweiten Laufzeit von April 2019 bis Dezember 2023 vor und zog eine überwiegend positive Bilanz. Es sei gelungen, Aktivitäten anzustoßen. Im Sport werde ein Zentrum für Save Sport unter Beteiligung der Athletenvertretung entwickelt. Wissenschaftliche Fachgesellschaften arbeiteten ihre Rolle bei der Verharmlosung von pädosexuellem Missbrauch auf. In den Schulen sei hingegen keine vergleichbare Entwicklung erkennbar, kritisierte die Kommission, obwohl sie die Bundesländer zur unabhängigen Aufarbeitung bekannt gewordener Missbrauchsfälle aufgefordert habe.

Bis Ende 2023 haben sich dem Tätigkeitsbericht zufolge mehr als 2.600 Betroffene und Zeitzeugen der Kommission anvertraut. Sie wurde 2016 berufen und untersucht Ausmaß, Art und Folgen sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik und der DDR von 1949 an. Ihre Arbeit ist noch bis Ende 2025 gesichert. Die Kommission fordert eine gesetzliche Grundlage und mehr Kompetenzen.