Kirchlicher Mitgliederschwund im Südwesten setzt sich fort

Der Mitgliederschwund der beiden evangelischen Landeskirchen im Südwesten setzt sich fort. Austritte und Sterbefälle haben die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Evangelische Landeskirche in Baden im vergangenen Jahr erneut schrumpfen lassen. Sie sind um 2,8 Prozent kleiner geworden, wie die Landeskirchen am Donnerstag in Stuttgart und Karlsruhe mitteilten.

Allerdings kehrten beiden Kirchen etwas weniger Menschen durch Austritt den Rücken als noch im Vorjahr. So haben in der württembergischen Landeskirche 2023 knapp 32.177 Mitglieder ihren Austritt erklärt; im Vorjahr waren es noch 33.458 gewesen. Ihr gehörten Ende 2023 noch 1.771.461 Menschen an. Die Zahl der Eintritte betrug im vergangenen Jahr 2.588; 2022 waren es 3.123 gewesen.

In der badischen Landeskirche setzt sich der Schrumpfungsprozess ebenfalls fort. Sie zählte Ende 2023 noch 1.004.393 Mitglieder – das waren insgesamt 31.131 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Austritte ging von 22.149 im Jahr 2022 auf 21.731 Ende vergangenen Jahres leicht zurück. Auch die Zahl der Eintritte war mit 1.038 im Vergleich zum Vorjahr (1.165) rückläufig.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), jeder Austritt schmerze. Manche kehrten der Kirche den Rücken, weil sie sich geärgert hätten: „Die meisten aber treten aus, weil sie mit der Kirche und dem Glauben nichts mehr anfangen können. Sie spielen in ihrem Leben keine Rolle.“ Hoffnung mache ihm aber eine Kirche, die nahe bei den Menschen sei.

Fabian Peters, Finanzdezernent der württembergischen Landeskirche, erklärte, die Kirche bleibe bei allen Veränderungsprozessen eine wichtige Impulsgeberin, „die mit dem Evangelium gesellschaftsverändernd wirkt“.

Die badische Landeskirche reagiert mit einem Zukunftsprozess namens „ekiba 2032“ auf die Entwicklung. Landesbischöfin Heike Springhart sieht trotz der Mitgliederentwicklung zahlreiche Aufgaben und Möglichkeiten für die Kirche. „Wir können als Kirche Ermöglichungsraum sein, weil Gott uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnet zum Leben, zum Glauben, zum Hoffen“, sagte sie dem epd. „Unsere Aufgabe ist es, den Raum für das Wirken offenzuhalten und mit seinem mitunter überraschenden Wirken zu rechnen.“ Zudem gelte es, noch stärker deutlich zu machen, was Kirche alles für die Gesellschaft leiste.

Im bundesweiten Vergleich stehen die evangelischen Kirchen im Südwesten noch etwas besser da. Laut Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist die Zahl ihrer Mitglieder um 3,1 Prozent zurückgegangen; insgesamt waren Ende vergangenen Jahres noch 18,6 Millionen Menschen Mitglied einer der 20 Landeskirchen der EKD. (0942/02.05.2024)