Kampf um die Trophäe

Es war vor allem Frust, der den Präsidenten Botsuanas zu dieser ungewöhnlichen Ankündigung veranlasste. Er werde Deutschland 20.000 Elefanten schicken, drohte Mokgweetsi Masisi Anfang April. Das deutsche Umweltministerium hatte seinen Unmut mit der Absicht hervorgerufen, den Import von Jagdtrophäen geschützter Arten zu erschweren. Botsuana habe eine gesunde, große Elefantenpopulation, sagte der Präsident. „Kommt her und seht selbst.“

Die Population von 132.000 Tieren breite sich in Gebiete aus, in denen es davor keine Elefanten gab, sagt Isaac Theophilus vom botsuanischen Jagdverband BWPA. „Sie verursachen Schäden an Grundstücken, Wasserstellen und Feldern, sie töten Menschen.“ Eine Einschränkung der Einfuhr von Jagdtrophäen in Deutschland und dem übrigen Europa würde die Probleme Theophilus zufolge vergrößern.

Ziel sei es, die Wildtiere zu erhalten, sagt der BWPA-Chef. „Die Jagd ist ein Mittel, um Tierbestände zu kontrollieren und Geld einzunehmen, was wiederum in den Schutz und die Pflege der Tiere investiert wird.“ Die Jagdquote pro Jahr liege bei 400 Elefanten, „weniger als ein Prozent.“ Gleichzeitig werde die Wilderei bekämpft, und man errichte Wasserstellen für die Tiere. Das Wildwest-Szenario des Hobby-Jägers, der planlos auf das schönste und größte Tier schieße, gebe es nicht.

Doch genau das ist laut Tierschützerinnen und -schützern durchaus immer wieder der Fall. Beispiele wie das Erlegen des ikonischen Löwen „Cecil“ in Simbabwe 2015 zeigten dies, kritisiert Mona Schweizer von der Tierschutzorganisation „Pro Wildlife“. Zudem werde in diesem Jahr in Botsuana gewählt: „Als Präsident Masisi sein Amt angetreten hat, hat er das Versprechen gemacht, dass die lokalen Gemeinschaften von der Trophäenjagd profitieren würden. Aber dieser Profit ist nicht angekommen“. Jetzt werde die Schuld dem Norden zugeschoben.

Aber auch in Namibia regte sich nach Bekanntwerden der deutschen Überlegungen Kritik. Denn aus Deutschland kommen mit Abstand die meisten Trophäenjäger. 2022 waren es laut den namibischen Behörden 1.101 von insgesamt 3.153 Jagdtouristen. Ein Importverbot hätte also deutliche Auswirkungen, sagt Kristin Maritz vom namibischen Jagdverband Napha, denn die Trophäenjagd bringt dem Land jährlich über 13 Millionen Euro.

Maritz wehrt sich gegen die Wahrnehmung, bei der Trophäenjagd würden die größten und gesündesten Tiere geschossen. „Die ständige Entnahme von männlichen Zuchttieren in ihrer Blütezeit hätte schwere Auswirkungen auf den Genpool. Wir setzen uns dafür ein, nur Tiere zu jagen, die zu alt sind, um sich fortzupflanzen.“ Dazu habe ihr Verband ein Messsystem entwickelt, das Jägern bei der Bestimmung des Alters helfen soll.

In Botsuana sammelt der Jagdverband derzeit Geld, um Elefanten im fortpflanzungsfähigen Alter mit Sensoren auszustatten. „Das Halsband ist ein klares Zeichen, dass dieses Tier nicht erlegt werden darf“, erläutert Theophilus.

Maritz zufolge dient die Jagd zudem dem Wildtierschutz insgesamt, in dem sie ein Verständnis für den Wert der Tiere weckt. Ein Rind bringe sehr viel mehr Geld als ein Gemsbock. „Warum sollte jemand Antilopen auf seinem Land herumlaufen lassen, wenn diese ihm in der Trockenzeit auch noch das Gras für die Kühe wegfressen?“ In Ländern, in denen es keine Trophäenjagd gebe, verschwänden nach und nach alle Wildtiere außerhalb der geschützten Nationalparks. Deshalb fordert sie, den Import von Trophäen zu erlauben, allerdings nur aus Ländern mit nachhaltigem Nutzungskonzept.

Die kenianische Umweltschützerin Paula Kahumbu verurteilt Trophäenjagd als eine neokoloniale Praxis von alten, reichen Männern. „Jäger zerstören, getrieben von ihrem Ego und einer perversen Vorstellung von Sport, genau die Schönheit, die sie zu bewundern vorgeben“, erklärte sie jüngst. Es gebe keine ökologische Rechtfertigung dafür. Es gebe Argumente für und gegen das Jagen als Werkzeug der Populationskontrolle bei weitverbreiteten Tieren wie Hirsche. „Aber Trophäenjäger interessieren sich nicht für häufige Tiere; für sie gilt, je seltener, desto besser.“