Internet-Portal für jüdisches Leben in Niedersachsen stellt Friedhöfe vor

Ein Internetportal über jüdisches Leben in Niedersachsen dokumentiert nun auch jüdische Friedhöfe im Bundesland. Bei der Vorstellung in Aurich ging es vor allem um die ostfriesischen Grabstätten.

Der Eingang zum alten jüdischen Friedhof in Dornum.
Der Eingang zum alten jüdischen Friedhof in Dornum.epd-bild / Norbert Neetz

Der jüngste Angriff auf die Synagoge in Oldenburg und die Schändung jüdischer Gräber im Februar diesen Jahres in Leer „sind ein trauriges Zeugnis für den noch immer existierenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft“, sagte der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Mecklenburg, anlässlich der Vorstellung eines neuen Bereichs im Internetportal „Jüdisches Niedersachsen online“.

Das im Herbst 2023 gestartete Portal stellt Wissenswertes zur jüdischen Kultur und Geschichte vor. Es trägt damit dazu bei, „Ängste und Vorurteile abzubauen“, um stattdessen „Neugier und Interesse zu wecken“, so Mecklenburg. Jetzt gibt es im Portal einen neuen Themenbereich über Friedhöfe. Der offizielle Start dieser Seiten geschah nicht von ungefähr in Ostfriesland.

Ostfriesische Friedhöfe sind gut dokumentiert

„Die jüdischen Friedhöfe in Ostfriesland sind sehr gut dokumentiert, sodass wir hier auf besonders reichlich Datenmaterial zurückgreifen konnten“, sagt Rebekka Denz. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Israel Jacobson Netzwerk. Der Verein ist neben dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, der Forschungsstelle für jüdische Architektur an der TU Braunschweig und der Ostfriesischen Landschaft einer der Betreiber des Portals.

Die neue Themenseite präsentiert derzeit 236 jüdische Friedhöfe in ganz Niedersachsen. Zu jedem von ihnen erhält man Bilder und weitere Angaben, darunter die Adresse und gegebenenfalls Kontaktdaten. Schließlich ist für manche Friedhöfe wie zum Beispiel den in Aurich eine Anmeldung erforderlich. Zudem gibt es Kurzbeschreibungen zur Geschichte und auch Hinweise zu den Verhaltensregeln.

In Ostfriesland sind 18 jüdische Friedhöfe dokumentiert. Der älteste davon in Norden. Erstmalig erwähnt wurde er 1669, als jemand Fürstin Christine Charlotte auf ein unerlaubtes „Eindringen von Hirten“ in den Friedhof aufmerksam machte. Zeitweilig diente er auch Juden aus Aurich, Emden, Esens und Wittmund als letzte Ruhestätte. Auch jüdische Gemeinden im Rheiderland mussten für ihre Beisetzungen bis weit ins 17. Jahrhundert nach Emden ausweichen. Später entstanden allein in Weener vier jüdische Friedhöfe.

Emden hat den größten jüdischen Friedhof in Ostfriesland

Den mit rund 5000 Quadratmetern Fläche größten jüdischen Friedhof Ostfrieslands hat Emden. Er stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. 798 Grabsteine sind auf ihm erhalten, der älteste stammt aus dem Jahr 1706. Ein noch älterer Friedhof hatte seinen Ursprung im 16. Jahrhundert, er musste allerdings einer Straße weichen.

In Wittmund existierten ebenfalls zwei jüdische Friedhöfe, von denen der älteste erstmals im Jahr 1684 erwähnt wurde. Der ist aber wahrscheinlich nicht mit dem heutigen Friedhof an der Finkenburgstraße identisch.

Die frühesten dokumentierten jüdischen Friedhöfe in Leer und Aurich stammen aus dem 17. Jahrhundert. Auf beiden fanden nach 1945 nur noch vereinzelt Beisetzungen statt, wie zum Beispiel 2007 in Aurich. Das waren jedoch eher Ausnahmen.

Die meisten jüdischen Friedhöfe in Ostfriesland mussten spätestens um 1940, sofern sie bis dahin überhaupt noch genutzt werden konnten, ihren Betrieb einstellen. Jetzt kann man sie und ihre Geschichte zumindest online gut erkunden.

Das Portal über jüdisches Leben in Niedersachsen hat einen neuen Bereich.