Imame sollen auch als Religionslehrer arbeiten

Auf die Idee von Niedersachsens Wissenschaftsminister reagieren die Fraktionen im Landtag positiv – bis auf eine.

Islamischer Religionsunterricht an einer Grundschule (Symbolbild)
Islamischer Religionsunterricht an einer Grundschule (Symbolbild)Stefan Arend / epd

Osnabrück/Hannover. Mit einem neuen Vorschlag hat Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) Bewegung in die Debatte um die auslaufende Weiterbildung von Imamen an der Uni Osnabrück gebracht. Künftig könnten die Ausbildungsgänge von Imamen und islamischen Religionslehrern miteinander verknüpft werden, sagte Thümler der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Absolventen des Master-Studiengangs "Islamische Theologie" an der Uni könnten jeweils zur Hälfte in Moscheegemeinden und in Schulen eingesetzt werden. 
Vor dem Landtag in Hannover betonte Thümler, die Weiterbildung für Imame werde derzeit kaum nachgefragt und könne deshalb entfallen. Die Universität habe allerdings zugesagt, das Programm wieder aufzunehmen, falls es Bedarf geben sollte.  
Vertreter von SPD, CDU und FDP beurteilten den Vorschlag des Ministers in der Debatte als einen Schritt in die richtige Richtung. Er sei eine gute Gesprächsgrundlage für weitere Beratungen in den Ausschüssen. Nur die AfD-Fraktion lehnt eine Ausbildung von Imamen in Deutschland ab. 

Islam-Experte begeistert

Die Grünen hatten die Debatte mit einem Antrag angestoßen. Eva Viehoff forderte die rot-schwarze Regierung auf, die Finanzierung der Imam-Weiterbildung dauerhaft weiterzuführen. Zugleich regte auch sie Gespräche mit den islamischen Verbänden über eine eigenständige und unabhängige Imam-Ausbildung in Niedersachsen an.
Auch der Osnabrücker Islam-Experte Bülent Ucar begrüßte den Vorstoß auf epd-Anfrage als hilfreich und bahnbrechend. "Das ist das, was wir seit Jahren einfordern", sagte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. Thümlers Plan sei für alle Seiten ein Gewinn. 
Die Anstellung als Lehrkraft bedeute für die Absolventen eine finanzielle Grundabsicherung. Eine halbe Imam-Stelle könnten die Moscheegemeinden in der Regel bezahlen. "Damit wäre das Finanzierungsproblem gut gelöst", sagte Ucar. "Zudem bekämen wir dann endlich ausreichend Religionslehrkräfte für die Schulen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir dieses Ziel in 20 Jahren nicht erreichen."

Förderung läuft aus

Die Förderung der Imam-Weiterbildung an der Uni Osnabrück läuft Ende September nach acht Jahren aus. In dem berufsbegleitenden zweisemestrigen Studiengang bekamen die Teilnehmer Grundkenntnisse etwa in der Jugendarbeit, der Extremismus-Prävention oder des politischen Systems sowie interkulturelle Kompetenzen vermittelt. 
Ucar begrüßte auch den Vorschlag Thümlers, die Absolventen des Theologie-Studiums sollten eine pädagogische Zusatzausbildung erhalten und auf die Gemeindearbeit ähnlich wie Priester in einem Priesterseminar vorbereitet werden. Er schlug die Gründung einer interministeriellen Arbeitsgruppe vor, die die "Feinjustierung" der Pläne vornehmen solle. 
Die meisten Imame in deutschen Moscheegemeinden stammen bisher aus der Türkei. Kritiker bemängeln, dass die türkische Religionsbehörde Diyanet über diesen Weg Einfluss in Deutschland nimmt. (epd)