Hintergründiger Humor

Über lustige Stellen in der Bibel schreibt Pastor Tilman Baier. Er ist Chefredakteur der Evangelischen Zeitung und der Kirchenzeitung MV.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Petrus aber klopfte weiter an. Als sie nun aufmachten, sahen sie ihn und entsetzten sich.“ Aus der Apostelgeschichte 12, 1-11 (12- 16)
Die Bibel gilt nicht unbedingt als lustiges Buch. Und doch musste ich laut lachen, als ich die Verse las, die dem Predigtext für diesen Sonntag folgen und die eigentliche Pointe bilden: Mit hintergründigem Humor erzählt da der Evangelist Lukas von der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem, die Tag und Nacht für die Befreiung ihres prominenten Mitglieds Petrus aus dem Gefängnis betet. Gerade erst war Jakobus, ein anderer der Gemeindeleiter, durch die Staatsmacht hingerichtet worden.
Doch als Petrus dann, durch einen Engel von Ketten und aus dem Kerker befreit, auf der Flucht an das Gemeindehaus klopft, da lässt ihn keiner ein. Da ist die Magd, die außer sich vor Überraschung und Freude ihm erst gar nicht die Tür öffnet. Nichts ist wichtiger, als zuerst diese ungeheure Neuigkeit weitererzählen zu können. Und die Gemeinde? Die fühlt sich im Gebet für die Befreiung gestört und beschimpft die Magd; „Du bist von Sinnen.“ Als die Frau nicht nachgibt und fordert, doch endlich dem Flüchtling die Tür zu öffnet, ist nicht die Freude, sondern das Erschrecken groß, erzählt Lukas.
„Da hilft nur noch beten“, so sagen wir resignierend, wenn es ganz schlimm kommt und keine Rettung in Sicht ist. Doch selbst fromme Christen sind sich oft gar nicht so sicher, ob Beten auch wirklich hilft – gerade bei großen Wünschen. Wenn dann das geschieht, was ich mit ganzem Herzen erhofft hatte, ist nicht selten der Unglaube größer als die Freude – weil ich es Gott letztlich nicht zutraue.
Eine weithin bekannte, aber trotzdem immer wieder lesenswerte Geschichte erzählt davon: In einer Region in den USA hatte es lange nicht geregnet. „Lasst uns auf die Felder gehen und einen Bittgottesdienst um Regen halten“, beschlossen die Farmer. Auch der junge Peter ging mit hinaus. Als die Erwachsenen ihn sahen, lachten sie: „Was schleppst du denn für einen großen Regenschirm mit dir herum“, spotteten sie, “es ist doch keine Wolke am Himmel zu sehen…“ Verwundert entgegnete Peter: „Wollten wir nicht beten um Regen?“
Unser Autor
Pastor Tilman Baier
ist Chefredakteur der Evangelischen Zeitung und der Kirchenzeitung MV.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.