Hamburger Pröpstin Astrid Kleist wechselt zum Lutherischen Weltbund

Aus einer Stadt mit herausfordernder Geschichte wechselt Hauptpastorin und Pröpstin Astrid Kleist im Sommer zum Lutherischen Weltbund. Ihr Ziel ist der Dialog zwischen lutherischen Traditionen.

Im Sommer tritt Astrid Kleist ihre neue Stelle als Geschäftsführerin beim LWB an.
Im Sommer tritt Astrid Kleist ihre neue Stelle als Geschäftsführerin beim LWB an.Boris Baraniak

Fast elf Jahre hat sie als Hauptpastorin und Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost Kirche geprägt. Für eine Stadt wie Hamburg mit Tradition und Geschichte eine herausfordernde Aufgabe, sagt Astrid Kleist, weil diese Stadt sich rasant verändert. „Mir ist es wichtig, mich für Verständigung einzusetzen, immer wieder darum zu ringen, einander hören und sehen zu können, auch in der Verschiedenartigkeit.“ So verstand sie ihre Aufgabe als Pastorin in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Gesellschaft und die Fragen der Menschen dabei im Blick zu haben und gleichzeitig im Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen zu sein, ein forderndes Alltagsgeschäft. Jetzt geht sie mit diesen Fragen und Themen nach Hannover – als neue Geschäftsführerin beim Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB).

„Ich fühle mich ein bisschen wie zwischen Baum und Borke, zwischen Abschied und Aufbruch“, beschreibt Kleist ihre aktuelle Stimmung. Gleichzeitig sei sie gespannt, was sie erwarte, obwohl die Aufgaben des Lutherischen Weltbundes ihr schon vertraut sind. Seit zehn Jahren engagiert sie sich im Rat des LWB, davon sieben als Vizepräsidentin für Zentral-Westeuropa. „Von daher kenne ich die Organisation von innen schon ganz gut, aber meine Rolle als Geschäftsführerin des Deutschen Nationalkomitees wird eine völlig andere sein.“ Da ist viel Aufregung dabei: „Da ist ganz viel, von dem ich noch gar nicht weiß, wie sich das anfühlen wird und was ich alles machen werde.“

Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung weltweit

Der LWB ist eine Gemeinschaft Lutherischer Kirchen weltweit mit 150 Mitgliedskirchen, in 99 Ländern auf allen Kontinenten. Unsere Nordkirche ist Mitglied, aber auch kleiner organisierte Kirchen mit unter einem Prozent Kirchenmitgliedern gehören dazu. „Ein irres Spektrum“, sagt Kleist. „Auch die Bedingungen, unter denen die Kirchen arbeiten, die Themen, die sie sich suchen, und wie sie Zeugnis geben in der Welt, sind sehr unterschiedlich.“ 1947 gegründet, um die Gemeinschaft unter den Kirchen zu fördern, aus der Erfahrung des Krieges und der Feindschaft untereinander. Zentral das Erschrecken darüber: „Wie kann es sein, dass wir gegeneinander kämpfen“, ergänzt Kleist. Ziel sei es, sich für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung weltweit einzusetzen.

Ebenda hätten die Kirchen eine wichtige Funktion innerhalb der Gesellschaft, als Stimme und Meinungsgeberin, sagt Kleist. Wesentliche Aufgaben des LWB liegen in der humanitären Hilfe für Menschen in Notsituationen, wie die Unterstützung und Versorgung für Menschen auf der Flucht. Klimagerechtigkeit, Armut und Menschenrechte sind zentrale Themen in der Arbeit des LWB. „Wichtig ist dabei auch, die Gemeinschaft unter den Kirchen zu fördern, einander zu stärken und zu stützen“, betont Kleist. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich der LWB auch mit dem Einsatz für „Genderjustice“. Das sei im Vergleich „vorbildlich, dass um Frauenrechte weltweit ein Ringen stattfindet“, dennoch müsse der Diskurs hier weiter gehen.

Die lutherischen Kirchen weltweit haben ihre eigene Geschichte

„Mir ist es wichtig, dass wir auch lernen, uns zurückzunehmen, ohne uns überflüssig zu machen.“ Gerade die deutsche lutherische Tradition habe eine nicht unwichtige Geschichte, glaubt Astrid Kleist. Mit diesem Wissen und den Erfahrungen tun wir gut darin, uns in einen Diskurs einzubringen und für Veränderungen einzusetzen. „Aber wir sind nicht die, die anderen sagen, was theologisch zu denken oder zu glauben ist. Denn die Kirchen in anderen Kontexten haben schon längst an Selbstbewusstsein gewonnen.“ Die lutherischen Kirchen weltweit haben ihre eigene Geschichte, ihr Liedgut und ihre Tradition. Um diesen Erfahrungsaustausch geht es Kleist. „Es ist wichtig, dass wir da Raum geben und hellhörig bleiben.“ Zugleich haben die Kirchen den Auftrag, von einer Hoffnung und einem Glauben zu erzählen, der stärkt. „Wir sind da in keinem Fall ein exklusiver Club.“

Info: Die Verabschiedung findet am Sonntag, 7. April, um 14 Uhr in der Hauptkirche St. Jacobi statt.