“Friedensforum” erinnert an Zerstörung Magdeburgs

In sieben Jahren jährt sich eine der größten Katastrophen der Frühen Neuzeit zum 400. Mal: Die als „Magdeburger Bluthochzeit“ bekannte Zerstörung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1631. Bereits in diesem Jahr will das „Friedensforum Johanniskirche 1631-2031“ mit einem umfangreichen Gedenken an das historische Ereignis erinnern. Wie die Initiative am Dienstag in Magdeburg mitteilte, wird am 10. Mai der Wissenschaftler und Autor Jan Philipp Reemtsma die diesjährige „Magdeburger Rede über den Frieden“ halten. Er werde über „Krieg und Frieden in Europa und anderswo“ sprechen, hieß es.

Der Literaturwissenschaftler gründete 1984 das Hamburger Institut für Sozialforschung. Es wurde einer breiten Öffentlichkeit durch die 1995 eröffnete und umstrittene Ausstellung zu Verbrechen der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges bekannt.

Darüber hinaus ist unter anderem in der Magdeburger Johanniskirche die Uraufführung einer „Magdeburger Friedensmesse“ geplant. Das Stück baut auf Texten von Schülern der Freien Waldorfschule Magdeburg auf und wurde von dem Musiklehrer Axel Rose komponiert. Laut Rose haben sich Schüler der elften Klasse in einem Kreativprozess in Fragen über die heutige Gesellschaft sowie Krieg und Frieden hineingearbeitet.

Laut dem Superintendenten des Kirchenkreises Magdeburg, Stephan Hoenen, war die Zerstörung der Stadt die Folge von konfessionellen Kämpfen. Deshalb sei es wichtig, ein Zeichen der Gemeinschaft zu setzen. Geplant ist zum Jahrestag eine ökumenische Andacht in der Johanniskirche mit Hoenens Stellvertreter Pfarrer Ronny Hillebrand und dem katholischen Kathedralpfarrer Daniel Rudloff. Im Anschluss ist laut Hoenen am 10. Mai ab zehn Uhr für rund fünf Minuten ein Geläut aller Magdeburger Innenstadtkirchen geplant. Dies solle die Menschen neugierig machen, da das Geläut an einem Wochentag erklingen werde.

Die Eroberung Magdeburgs am 10. Mai (nach heutiger Zeitrechnung am 20. Mai) 1631 durch die kaiserlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ging als „Magdeburger Bluthochzeit“ in die Geschichte ein. 20.000 bis 30.000 Menschen, mehr als die Hälfte der damaligen Stadtbevölkerung, fielen dem Massaker zum Opfer. Der Vorsitzende der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, Christoph Volkmar, bezeichnete den Tag als Urereignis des frühneuzeitlichen Europas. Es sei das größte Kriegsverbrechen im Dreißigjährigen Krieg gewesen, bei dem erstmals fast eine gesamte Großstadt untergegangen sei.

Das „Friedensforum Johanniskirche“ will nach eigenen Angaben eine zeitgemäße Erinnerungskultur entwickeln. Zudem hat sich das rund 20-köpfige Kuratorium mit Personen aus Gesellschaft, Kirche und Kultur vorgenommen, Projekte für Frieden und Verständigung zu initiieren. Die Johanniskirche, in der Martin Luther (1483-1546) am 26. Juni 1524 mit einer Predigt entscheidend zum Ausbruch der Reformation in der Stadt beitrug, soll dabei zum Erinnerungs-, Diskussions- und Lernort werden.

Bis zum 400. Jahrestag der „Bluthochzeit“ im Jahr 2031 soll es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm geben. Geplant sei etwa eine Videoprojektion zur Zerstörung Magdeburgs in der Festung Mark.