Erzbistum Hamburg will Abendmahl für evangelische Ehepartner öffnen

Die Teilnahme am katholischen Abendmahl soll evangelischen Ehepartnern ermöglicht werden, allerdings nur „im Einzelfall“. Nordkirchen-Landesbischof Ulrich hat bereits reagiert.

Beim Abendmahl raten die Kirchen zur Vorsicht
Beim Abendmahl raten die Kirchen zur VorsichtThomas Lohnes / epd

Hamburg. Im Erzbistum Hamburg soll evangelischen Ehepartnern im Einzelfall die Teilnahme am katholischen Abendmahl möglich sein. Erzbischof Stefan Heße hat den Seelsorgern die Orientierungshilfe "Mit Christus gehen" über konfessionsverbindende Ehen und ihre gemeinsame Teilnahme am Abendmahl empfohlen. Er sehe in dem beschriebenen Weg eine Möglichkeit, wie es zu einem verantworteten Sakramentenempfang im Einzelfall kommen könne, heißt es in einem Schreiben.
Der evangelische Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich nahm die Empfehlung des Erzbischofs "mit Dankbarkeit zur Kenntnis". Damit könnten Ehepartner beider Konfessionen nicht nur am Abendmahl in der evangelischen-lutherischen Nordkirche, sondern auch an der katholischen Eucharistiefeier im Erzbistum Hamburg gemeinsam teilnehmen – und damit auch ihren christlichen Glauben in einem zentralen Punkt gemeinsam leben, erkärte er. Zugleich sehe er darin "eine deutliche Bestätigung des ökumenischen Weges, den wir bereits seit Jahrzehnten miteinander gehen, um Trennendes zu überwinden und gemeinsam in dieser Welt Zeugnis als Christen abzulegen", sagte Ulrich. 

"Wertvolle Eucharistie"

Hintergrund für die Empfehlung des Erzbischofs ist ein Kompromiss im Streit um die Öffnung des Abendmahls für evangelische Ehepartner in der katholischen Kirche in Deutschland. Eine entsprechende Handreichung wurde nicht, wie ursprünglich geplant, als offizielles Dokument der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht, sondern als Orientierungshilfe für einzelne Bischöfe. Den Ortsbischöfen soll damit weiterhin die Entscheidung über die Zulassung eines nichtkatholischen Ehepartners zum Abendmahl obliegen. Zuvor hatte der Vatikan Anfang Juni überraschend die von den deutschen katholischen Bischöfen mehrheitlich beschlossene Handreichung zurückgewiesen. 
Er erlebe, dass das Thema für viele Menschen im Erzbistum von großer Bedeutung sei, schreibt Heße. "Die Diskussionen zeigen, wie wertvoll uns die Eucharistie ist." Umso mehr freue er sich, wenn konfessionsverbindenden Ehepaaren "diese intensive Begegnung mit Christus" so wichtig sei. Diesen Punkt hob auch Ulrich hervor: Gerade diese Ehepaare schmerze es, wenn sie ihr ganzes Leben miteinander teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart im Abendmahl nicht gemeinsam erfahren können. Ulrich: "Ihr geistlicher Wunsch, eins zu sein in Christus, ist für uns als evangelische und katholische Kirche gemeinsame pastorale Aufgabe." 
Das Erzbistum Hamburg umfasst neben Hamburg auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg. Es ist das flächenmäßig größte Erzbistum in Deutschland mit rund 400.000 Katholiken. (epd)