Eltern queerer Kinder schreiben dem Papst – und bekommen Antwort

In einem Dokument zur Menschenwürde lehnt der Vatikan Ausbeutung und Krieg ebenso ab wie medizinische Geschlechtsanpassungen und Leihmutterschaft. Eine Gruppe Eltern äußert Kritik – und bekommt Antwort von höchster Stelle.

Eltern queerer Kinder haben Papst Franziskus einen kritischen Brief geschrieben – und das Kirchenoberhaupt hat geantwortet. Er habe die Kritik mit offenem Herzen erhalten, schrieb Franziskus den Verfassern von der maltesischen LGBTQ-Organisation Drachma, wie der US-amerikanische “National Catholic Reporter” (Dienstag Ortszeit) berichtet. Drachma wolle die private Korrespondenz des Papstes nicht veröffentlichen; der “National Catholic Reporter” habe jedoch Einblick in den Antwortbrief erhalten.

Anlass für die Kritik war die Erklärung “Dignitas infinita”, die die vatikanische Glaubensbehörde Anfang April veröffentlichte. Sie listet Verstöße gegen die Menschenwürde aus Sicht der katholischen Kirche auf. Dazu zählen unter anderem Ausbeutung, Umweltzerstörung, sexueller Missbrauch in und außerhalb der Kirche, Gewalt gegen Frauen sowie Krieg. Zudem lehnt der Vatikan in dem Dokument Leihmutterschaft und medizinische Geschlechtsanpassungen ab.

Die Drachma-Eltern reagierten am 23. April mit einem Brief an Franziskus. “Dignitas infinita” erschwere Transgender-Katholiken und ihren Eltern, in der Kirche zu bleiben. Das Dokument verstehe die konkrete Lebenssituation dieser Familien nicht und beeinträchtige Mütter und Väter dabei, ihre queeren Kinder zu begleiten. Die Erklärung passe zudem nicht zu den seelsorgerlich offenen Ansätzen des Papstes. Franziskus hatte zum Beispiel 2023 Priestern erstmals erlaubt, unter bestimmten Voraussetzungen homosexuelle Paare zu segnen.

Der Papst schrieb am 30. April zurück. Laut “National Catholic Reporter” bezeichnete er die Arbeit von Drachma als “sehr schön und gut”. Die Organisation setzt sich für eine Willkommenskultur für LGBTQ-Katholiken und andere queere Gläubige ein. Die Elterngruppe äußerte sich dem Medium gegenüber zufrieden mit der ersten Antwort des Papstes und wünschte sich eine Vertiefung der Debatte.