Eine gesungene Predigt

Beim Heiligabend-Gottesdienst in Hamburg-Jenfeld ist es Tradition: Gesungen wird „Das Gehemnis der Weihnacht“ – ein Lied, das Pastor Christoph Karstens selbst geschrieben hat. Als „Rock-Pastor“ hat er noch mehr zu bieten.

„Rockpastor“ Christoph Karstens aus Hamburg-Jenfeld
„Rockpastor“ Christoph Karstens aus Hamburg-JenfeldKatharina Hagen

Hamburg. Jedes Jahr zu Heiligabend, direkt nach dem Krippenspiel, stellen sich die Kinder und Jugendliche in der Kirche „Der Gute Hirte“ in Hamburg-Jenfeld auf und singen ein Weihnachtslied, bei dem auch die Gemeinde bald einstimmt. Nie darf es fehlen, es ist mindestens so beliebt wie „O du fröhliche“ und bei manchen sogar noch beliebter. „Es ist mein absolutes Lieblingslied“, hat ein Konfirmand neulich zu Pastor Christoph Karstens gesagt, und das hat ihn gefreut, denn er hat es geschrieben. „Das Geheimnis der Weihnacht“ heißt es.
Karstens ist nicht nur Pastor, sondern auch „Rockpastor“. Er schreibt eigene Songs und singt sie mit seiner Band „On the rocks“. So haben sie sich genannt, um den Bezug zur Rockmusik deutlich zu machen. Davor hießen sie „Agape“, aber der Name war ihnen zu fromm. Die Botschaft ist es allerdings immer noch. Karstens will mit seinen Liedern vom Glauben erzählen. Sie sind für ihn gesungene Predigten. „Musik transportiert einfach besser Botschaften“, sagt er. Sie erreiche nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz.

Pastor wie ein Rockmusiker

Trotzdem ist er froh, dass er kein Berufsmusiker geworden ist: „Ich kann das aus lauter Spaß und Freude machen, und das ist ein Geschenk des Himmels“, sagt er. Auch die Gemeinde hat etwas davon. Regelmäßig veranstaltet er Rockandachten, zu denen zwischen 200 und 250 Besuchern kommen. Karstens, dann nicht im Talar, sondern in schwarzer Jeans und  T-Shirt wie ein „ganz normaler Rockmusiker“, verbindet Musik mit Predigt und Gebet: „Der Jesus, der kommt da immer schon irgendwie mit vor“, sagt er.
In den 90er-Jahren begann er, auch Kinderlieder zu schreiben. Es geschah eher aus der Not heraus, weil er für den Kindergottesdienst keine fand, die ihm gefielen. „Entweder mir passte die Musik nicht oder der Text“, sagt er. Deshalb dachte er sich: Wer Rockmusik schreiben kann, kann auch Kinderlieder schreiben. Als Erstes entstand ein Lied über den Regenbogen, den Gott nach der Sintflut über die Erde spannte. 

Liederschreiben ist Fleißarbeit

Kinderlieder stellten den Musiker allerdings vor Herausforderungen, die er davor noch nicht kannte. Denn er muss auf den Stimm­enumfang der Kinder Rücksicht nehmen, die Töne dürfen weder zu tief noch zu hoch sein und die Melodie keine zu großen Sprünge machen. Der Text muss einfach und eingängig sein, damit die Kinder ihn auswendig lernen können. Viele können noch nicht lesen – oder zumindest nicht beim Singen. Seicht sollen die Texte allerdings auch nicht sein. Die Kinder im Kindergottesdienst sind zwischen vier und zwölf Jahre alt und brauchen Lieder mit Inhalt. Alles zusammen ist für den Liedermacher eine Herausforderung.
Er beginnt jedes Mal mit einer Idee. Hat er sie, ist alles andere „Fleißarbeit“. So ging es ihm auch mit „Das Geheimnis der Weihnacht“. Dieser Ausdruck ging ihm als Erstes durch den Kopf und setzte sich fest. Darüber gab es noch kein Weihnachtslied, aber für Karstens zeigt sich an Weihnachten, was auch für den Glauben als solchen gilt: Es ist ein Geschenk. Man kann ihn mit Willen und Verstand nicht ganz fassen. „Glauben ist kein Haben. Es ist eine Sichtweise, die Gott durch seinen Willen eröffnet. Und das ist das Geheimnis“, sagt Karstens.  
Der Anfang der ersten Strophe lautet: „Das Geheimnis von Weihnachten ist ganz geheim. Nur Menschen, die glauben können, weiht Gott darin ein. Den hellen Glanz von Weihnachten kann nicht jeder sehen. Nur wer mit dem Herzen sieht, wird Jesus verstehen.“ Ganz neu hat er in diesem Jahr auch eine englische Version seines Klassikers geschrieben. Heiligabend wird in der Kirche in Jenfeld aber wieder die deutsche gesungen. So wie immer.
Info
Beim Gottesdienst Heiligabend, 24. Dezember, um 15 Uhr in der Kirche „Der Gute Hirte“, Rodigallee 205, kann man das Lied hören und die Kinderlieder-CD kaufen. CDs von Christoph Kastens sind nicht im Handel erhältlich, ­sondern nur direkt bei ihm. Mehr Informationen gibt es auf www.kinderlieder-karstens.de.