Ein Pastor, der allen davonläuft

Im Mai fährt er nach Luxemburg und macht mit beim „InterFaith“-Lauf, einem Marathon für Vertreter aller Religionen. Sogar seine Konfirmanden hat Erhard Graf für den Sport begeistert.

Pastor Erhard Graf (l.) mit seinen Mitstreitern – in der Mitte Lauflegende Fauja Singh
Pastor Erhard Graf (l.) mit seinen Mitstreitern – in der Mitte Lauflegende Fauja SinghPrivat

Klein Wesenberg. Für Pastor Graf gehört Laufen mittlerweile zum aktiven Dienst an Gott. Der Startschuss für den sportlichen Christen fiel, als er noch Marinepastor in Kiel war. Damals betreute er neben der „Gorch Fock“ und den Besatzungen der U-Boote auch die Eckernförder Sportfördergruppe für maritimen Fünfkampf. 
„Ich wollte an die Leute rankommen und habe deshalb mal mitgemacht, als sie mich zu einem Morgenlauf um sieben Uhr früh eingeladen haben“, erinnert sich Graf. „Der dauerte eine Stunde, und das mit Tempo.“ Bei einem Weihnachtslauf waren es schon 33 Kilometer, und Graf war immerhin nicht Letzter. „Zwei kamen noch nach mir, die unterwegs einen Krampf bekommen hatten.“ 
Graf hatte auch vorher schon viel Sport getrieben. Das Mitlaufen schuf Vertrauen, und Graf konnte mit seinen Schäfchen ins Gespräch kommen. So kam der Pastor zum Marathonlauf, bei dem er bis heute geblieben ist.

Was das Schönste am Laufen ist

„2008 hat zum ersten Mal ein Pfarrer in Luxemburg den Lauf „Priests United“ organisiert“, so Graf. „Er hatte alle Pfarrer angeschrieben, ob sie nicht mitlaufen wollten.“ Graf – inzwischen Pastor in Klein Wesenberg – wollte, fuhr nach Luxemburg und lief gemeinsam mit anderen Geistlichen um den Pokal, zum Startgeld gab es ein T-Shirt dazu. 
Weil nicht allzu viele Pfarrer Lust am Laufen hatten, wurde der Kreis auf ökumenische Geistliche und schließlich auf alle Religionen ausgeweitet. „InterFaith“ heißt der Marathon inzwischen, der im kommenden Jahr vom 13. bis 15. Mai stattfindet und Geistliche, engagierte Mitarbeiter und Repräsentanten der Weltreligionen zum zehnten Mal zusammenbringt. Erhard Graf hat inzwischen neun T-Shirts im Schrank und eine Reihe von Medaillen. 
Auch 2018 ist er wieder dabei. „Anfangs war ich alleine dort, mittlerweile kommen auch drei andere Läufer aus der Gemeinde mit.“ Graf möchte gerne noch mehr Menschen für den Lauf begeistern. Es geht dabei nicht ums Laufen“, betont er, „am schönsten sind die Begegnungen.“ 

Treffen mit Lauflegende

Beeindruckend ist für Graf immer wieder Lauflegende Fauja Singh. „Das ist ein Sikh, der 2011 als erster Hundertjähriger einen Marathon absolviert hat. Bis 2013 ist er auch in Luxemburg immer noch mitgelaufen. Es gibt immer wieder tolle ökumenische Begegnungen.“ Denn zum InterFaith-Wochenende gehört auch ein Rahmenprogramm mit einem gemeinsamen Abend. 
Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama und des Erzbischofs von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich. Der„InterFaith“-Lauf soll Raum für ein gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen schaffen, so die Organisatoren. „Der Friede zwischen den Religionen ist unabdingbare Voraussetzung für das Zusammenwachsen der Menschheit“, heißt es in der Zielsetzung. Wer der schnellste Pfarrer ist, spielt eine eher untergeordnete Rolle. 
Der Marathon hat inzwischen auch in Grafs Gemeinde Schule gemacht. „Meine Konfirmanden wollten mal was machen, statt nur immer zu sitzen“, so Graf. Was mit einem kleinen Wettrennen begann, führte zur regelmäßigen Teilnahme am Lübeck-Lauf „Bunte Kuh“. „Als Staffelholz nehmen wir immer eine alte Orgelpfeife.“ 
Graf hat in seiner Gemeinde eine ganze Reihe von Menschen auf die Beine gebracht. „2013 habe ich erstmals einen Silvesterlauf angeboten, da sind gleich 30 bis 40 Menschen gekommen.“ In diesem Jahr findet der Lauf zum fünften Mal statt. Start ist um 14 Uhr, dann geht es vier Kilometer lang auf dem alten Jakobsweg einmal rund ums Dorf. „Das ist ein gutes Training für den InterFaith-Lauf“, so Graf. „Ich freue mich, wenn da noch mehr Menschen mitlaufen möchten.“