Die Oldenburger Kirche und die Pleite von Lehman Brothers

Als die US-Bank Lehman Brothers vor zehn Jahren zusammenbrach, verloren zigtausende Anleger ihr Geld – auch die oldenburgische Kirche musste Millionen abschreiben. Heute sieht sie sich besser gewappnet.

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Oldenburg. Einen hohen finanziellen Schaden erlitt die oldenburgische Kirche vor zehn Jahren, als mit der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers eine weltweite Wirtschaftskrise begann. Rund 4,3 Millionen Euro musste die Kirche nach dem Platzen der Immobilienblase am Ende abschreiben. Heute sei die Kirche gegen einen solchen Banken-Zusammenbruch gewappnet, sagt ihre Finanzchefin Susanne Teichmanis.
"Ein Crash wie derjenige 2008 in den USA würde aufgrund der Gestaltung der Anlagerichtlinien die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg nicht direkt betreffen", unterstreicht Oberkirchenrätin Teichmanis. Das interne Kontrollsystem sei erheblich ausgeweitet worden. Zudem seien neue, besonders auf Sicherheit bedachte Kriterien erstellt worden. Über deren Einhaltung wache ein von der Synode eingesetzter Ausschuss. Außerdem sei das Vermögen der Kirche mit ihren 116 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen nun auf mehrere Banken verteilt.

Schneller Zusammenbruch

Als am 15. September 2008 die ersten Informationen über den Crash Oldenburg erreichten, sei es bereits zu spät gewesen, um gegenzusteuern, sagt Teichmanis. Der Zusammenbruch sei zu schnell verlaufen. "Es gab keine Chance, die betroffenen Papiere zu verkaufen, da keine potenziellen Käufer vorhanden waren." 
Der damalige Bischof Jan Janssen hatte nur drei Wochen zuvor sein neues Amt angetreten. Auch er wurde von der Entwicklung überrascht. In Gottesdiensten versuchte er, dass Vertrauen in die Kirche und ihre Geldpolitik wieder herzustellen: Der Verlust sei bitter, sagte er, weil die Kirche mit ihrem Geld vor allem für andere Menschen da sei. Die Kirchenleitung veröffentlichte sogar ein sechsseitiges Papier als Argumentationshilfe gegen Kritiker.
Zwar war die Kirche weder in ihrer Arbeitsfähigkeit noch in ihrer Existenz bedroht. Doch der Vertrauensverlust bei den Kirchengliedern war spürbar, auch angefeuert von Überschriften regionaler Zeitungen wie "Kirche verzockt Millionen". Dabei lagen zu dieser Zeit etwa 118 Millionen Euro in den Rücklagen. 90 Prozent davon waren in Sparbriefen, Bundesanleihen oder Genossenschaftsanteilen festgelegt – zu geringen Zinsen, aber unangreifbar. Unabhängige Prüfer bescheinigten zudem später allen an den Geldanlagen Beteiligten, dass sie sich an die geltenden Vorschriften gehalten hätten.

Hohe Gewinne

Seit 1998 hatte die oldenburgische Synode diskutiert, wie auch die Kirche von den damals hohen Gewinnen auf den internationalen Finanzmärkten profitieren könne. Schließlich beschloss das Kirchenparlament, dass für zehn Prozent der Rücklagen etwas weniger scharfe Anlagebedingungen gelten sollten. Spekulative oder gar riskante Anlagen blieben verboten.
Über ihre Hausbank kaufte die Kirche unterschiedliche Papiere unter anderem bei den Lehman Brothers ein. Laut dem damaligen Finanzchef Wolfram Friedrichs galten diese immer noch als sehr sicher angelegt – auch deshalb, weil die Bank bis zu ihrem Sturz zu den sichersten Geldhäusern in den Vereinigten Staaten zählte. (epd)