„Dat olle Testament“ gibt’s jetzt im Web

„As dat losgüng, makte Gott Häben und Ier“ So beginnt das Alte Testament, das das Plattdeutsche Kirchliche Zentrum aus Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht hat. Allerdings nur im Internet.

"Auffindung des Mose", Szene aus dem Alten Testament, Gemälde von Sébastien Bourdon um 1650
"Auffindung des Mose", Szene aus dem Alten Testament, Gemälde von Sébastien Bourdon um 1650Nicke L / Wikipedia

Schwerin/Greifswald. Seit etlichen Monaten wird im Plattdeutschen Kirchlichen Zentrum Kirch Stück daran gearbeitet, Lieder, Gebete, Andachten und Predigten für die gemeindliche Praxis online verfügbar zu machen. Kirchliche Mitarbeiter können plattdeutsche Verkündigungstexte im Internet downloaden, um das Plattdeutsche in kirchlichen Veranstaltungen häufiger zu verwenden. Mit der Veröffentlichung des Alten Testaments in Plattdeutsch ist dazu ein weiterer Schritt getan. Diese plattdeutsche Bibel von Gerhard Amtsberg ist die erste ihrer Art im Internet.
Amtsberg arbeitete viele Jahre als Chirurg in Schwerin, und nach seinem Ruhestand im Jahr 2000 kam er auf die Idee, das Alte Testament in seine Muttersprache zu übertragen. Mehrere Jahre hat er täglich an diesem Projekt gearbeitet und konnte im Jahr 2016 zehn Exemplare mit je 1291 Seiten in den Druck geben. Mit dem Plattdeutschen ist er von Kindertagen an vertraut.

Spannend zu lesen

Ein Exemplar dieses übertragenen Alten Testaments bekam auch das Plattdeutsche Kirchliche Zentrum Kirch Stück. Im Rahmen der Online-Hilfe für kirchliche Mitarbeiter, die das Zentrum anbietet, ist nun auch diese Übertragung der alttestamentlichen Bücher in der Sprache Mecklenburg-Vorpommerns im Internet verfügbar.
Gerhard Amtsberg hat zur Grundlage seiner Übertragung die Stuttgarter Bibel (Ausgabe 1996) genutzt. Das bedeutet, auch dieser Bibelübertragung lag die Übersetzung von Martin Luther zu Grunde. Einen hebräischen oder griechischen Urtext als Vorlage nutzte er nicht.
Die Übertragung von Gerhard Amtsberg kann als Laienübertragung betrachtet werden und ist somit nicht als Übersetzung zu werten. Er hat die biblischen Texte so in seine Muttersprache übertragen, wie er sie aus dem Lutherdeutsch gelesen und das Plattdeutsche im Ohr hatte. Aber genau diese Herangehensweise macht die Übertragung so interessant und spannend zu lesen. Es geht nicht vordergründig um exegetische Richtigkeit, sondern darum, wie ein „Plattdeutscher“ das Alte Testament liest.

Schwierige Schriftsprache

Für diejenigen kirchlichen Mitarbeiter, die diese Bibelübertragung für ihre Verkündigungsarbeit nutzen wollen, sei empfohlen, die Urtexte oder andere Bibelübersetzungen parallel und vergleichend zu verwenden. Ansonsten sei jedem Bibelleser geraten: Fangen Sie einfach an zu lesen und erfreuen Sie sich an der schönen Sprache, die Gerhard Amtsberg in diesem Alten Testament verwandt hat.
Das Plattdeutsche zu sprechen, fällt wohl manchem Menschen noch leicht, aber die Schriftsprache im Plattdeutschen ist mitunter sehr unterschiedlich und nicht leicht zu vereinheitlichen. Dieses plattdeutsche Alte Testament lebt davon, dass einer, der mit dem Plattdeutschen als Muttersprache groß geworden ist, erzählend schreibt.