Das Büro muss in den Rucksack passen

Nicht nur Seeleute, auch Touristen und Skandinavien-Fans kommen in die finnische Seemanskirche. Jetzt hat eine neue Leitung das Ruder übernommen.

Valtteri Salmi ist neuer Leiter der Finnischen Seemannsmission, und Katri Oldendorff ist neue finnische Pastorin für Norddeutschland
Valtteri Salmi ist neuer Leiter der Finnischen Seemannsmission, und Katri Oldendorff ist neue finnische Pastorin für NorddeutschlandJulia Fischer

Hamburg. Der Weg finnischer Touristen führt früher oder später meist in die Nähe der Landungsbrücken zur finnischen Seemannskirche. Mit einem herzlichen „Tervetuloa!“ werden dort aber vor allem Seeleute, LKW-Fahrer und Ausgewanderte aus dem nordeuropäischen Land begrüßt. Seit Januar hat die finnische Seemannsmission mit Valtteri Salmi (46) einen neuen Leiter für die Sozialarbeit, und Katri Oldendorff (43) ist die neue finnische Pastorin für Norddeutschland. 
Sie ist für kirchliche Aufgaben zuständig wie die Gestaltung von Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Der studierte Sozialpädagoge Salmi übernimmt eher Organisatorisches und löst die alltäglichen Probleme seiner Besucher. Beide wissen, dass ein offenes Ohr das Wichtigste für ihren Job ist. Und beiden ist ihr neuer Arbeitsplatz nicht fremd: Oldendorff war zuvor finnische Seemannspastorin für die Benelux-Staaten, und Salmi leitete die finnische Seemannsmission in Rotterdam. 

Zwei Saunen im Keller

Das Schöne sei, dass kein Tag dem anderen gleiche, sagt Salmi. Pläne würden eigentlich täglich über den Haufen geworfen. Wenn ein Mensch vor der Tür stehe, gehe er der Büroarbeit immer vor, ergänzt Oldendorff. Die Anliegen der Menschen seien ganz unterschiedlich: Der eine braucht einen Pass, der nächste Essen oder Geld für irgendwas. Doch die meisten wollten einfach mal reden. „Man darf nicht unterschätzen, welche Bedeutung es für die Menschen hat, ihre Gedanken oder Sorgen mal wieder in der Muttersprache äußern zu können“, sagt Oldendorff, die als Halb-Finnin zweisprachig in Reinbek bei Hamburg aufwuchs. 
Unterstützt wird Salmi in der Kirche, einem prägnanten dunklen Backstein-Gebäude von 1966, von zwei Sozialberatern. Es gibt Bastel- und Seniorengruppen, Kinder-Club und Kirchenchor sowie am Donnerstagabend eine Andacht und sonntags den Gottesdienst. Etwa 100 Kinder lernen im Sprachkurs die finnische Sprache. Und im Keller sind zwei Saunen, die sowohl öffentlich besucht, aber auch privat gemietet werden können. „Wir sind nicht nur Kirche, sondern auch Kulturhaus und tägliches Wohnzimmer für Finnen und Finnland-Freunde“, sagt Salmi. Seine Mitarbeiter fahren zudem regelmäßig nach Travemünde und besuchen finnische LKW-Fahrer, die am Fähranleger auf die nächste Ladung warten. 

Nur die Stille vermisst sie

Während die Seemannskirche sein fester Arbeitsplatz ist, ist Oldendorff viel unterwegs, denn sie betreut auch die finnischen Gemeinden in Bremen, Kiel und Lübeck. Ihre finnische Konfirmandengruppe besteht sogar aus Jugendlichen aus ganz Deutschland. „Mein Büro muss in meinen Rucksack passen“, sagt die Mutter von drei Kindern. 
Geboren wurde die Tochter von Satu Oldendorff, der bisherigen Leiterin der finnischen Seemannsmission, in Deutschland. Mit 21 Jahren zog sie nach Finnland und wurde dort Pastorin. Nun kehrt sie nach Hamburg zurück. Das einzige, was sie in der Hansestadt vermisst, ist die Stille. „In Hamburg ist alles größer, und es gibt viel mehr Menschen.“ Dennoch hätten Turku und Hamburg eine „gewisse gemeinsame Meeres-Mentalität“, die sie liebe.