Auf den Spuren der Missionare

In Corona-Zeiten sind Radreisen eine gute Alternative zum Strandurlaub. Der Mönchsweg verläuft von Bremen nach Fehmarn – und führt an 100 Kirchen vorbei.

Vor der St. Marienkirche in Heiligenstedten bei Itzehoe sucht diese Familie ihren Weg
Vor der St. Marienkirche in Heiligenstedten bei Itzehoe sucht diese Familie ihren WegHolstein Tourismus / Photo Company

Kiel. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? In Corona-Zeiten besinnt sich manch urlaubshungriger Deutscher auf das geflügelte Wort und verbringt die Ferien im Inland. Ein Tipp für alle, die Bewegung in der Natur in Kombination mit Ruhe und einer Portion Geschichtswissen suchen, ist der Mönchsweg in Norddeutschland.

Der 530 Kilometer lange Radfernweg führt von Bremen auf naturnahen, beschilderten Wegen durch das nördliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis nach Puttgarden auf Fehmarn. Dabei folgt er den Spuren der Mönche, die das Christentum im Mittelalter in den Norden brachten. Davon zeugen mehr als 100 Kirchen am Weg, deren Türme die flache, norddeutsche Landschaft prägen. Daneben gibt es Flussdeiche, Bibelgärten, historische Orgeln, alte Mühlen, Naturschutzgebiete und vieles mehr zu entdecken.

Radreisen sehr gefragt

Seit Lockerung der Corona-Maßnahmen ist die Nachfrage nach der Pilgertour groß. „Das Interesse an Radreisen schnellt zurzeit in die Höhe“, heißt es vom in Kiel ansässigen Trägerverein des Mönchswegs.

Der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, und Peter Harry Carstensen (CDU) und die ehemalige Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter weihen den Mönchsweg im Mai 2007 ein Foto: Thomas Morell
Der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen, und Peter Harry Carstensen (CDU) und die ehemalige Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter weihen den Mönchsweg im Mai 2007 ein Foto: Thomas Morell© epd-bild / Thomas Morell

Startpunkt ist der Bremer St. Petri-Dom, von wo im 9. Jahrhundert auch die Christianisierung der Germanen und Slawen im Norden ihren Ausgang nahm. Der Benediktinermönch Ansgar (801-865) machte Bremen zu seinem Bischofssitz, nachdem er zuvor von den Wikingern aus Hamburg vertrieben worden war. Von hier aus gründete der „Apostel des Nordens“ zahlreiche Kirchen.

Der Mönchsweg verläuft bald durch ländliche Umgebung, etwa durch den Naturwald Braken bei Harsefeld, der schon um 1100 von den Benediktinermönchen geschützt und nachhaltig bewirtschaftet wurde. In Richtung Norden geht es durch das Alte Land, das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Von Wischhafen bringt eine Fähre die Radfahrer über die Elbe, die an dieser Stelle schon fast einem Meer gleicht, nach Schleswig-Holstein.

Glückstadt im Pech

Glück erhoffte sich und seinem Volk Dänen-König Christian IV., als er im beginnenden 17. Jahrhundert Glückstadt am Ufer des Flusses gründete und so einen Gegenpol zu dem wirtschaftlich erstarkenden Hamburg erschaffen wollte. Doch Glückstadt hatte Peche: Eine Sandbank in der Elbe sorgte letztendlich dafür, dass Glückstadt schon im 18. Jahrhundert im Vergleich zu Hamburg ins Hintertreffen geriet und so zu einem verträumten Städtchen mit heute rund 11.000 Einwohnern wurde. Ob der spätbarocken Architektur und des einmaligen am Reißbrett geplanten Grundrisses lohnt ein Besuch.

Von Glückstadt schlängelt sich der Mönchsweg entlang des Flusses Stör über Itzehoe mit seinem Zisterzienser-Kloster und der St. Laurentii-Kirche vorbei am Schloss Breitenburg durch den Kreis Steinburg. Von Bad Bramstedt führt die Route – vorbei am Wildpark Eekholt – bis nach Bad Segeberg.

Bronzestatue im Klosterpark von Harsefeld im Landkreis Stade, der zum Mönchsweg gehört Foto: Dieter Sell
Bronzestatue im Klosterpark von Harsefeld im Landkreis Stade, der zum Mönchsweg gehört Foto: Dieter Sellepd

Von hier aus bietet sich ein Abstecher zum idyllisch gelegenen Kloster Nütschau an, wo Gelegenheit besteht, echten Mönchen zu begegnen. Das frühere Herrenhaus wird von Benediktinermönchen bewohnt, die gerne Einblick in ihr von Arbeit und Gebet geprägtes Zusammenleben geben und Pilger beherbergen.

Auf den Spuren des Heiligen Vicelin (um 1090 – 1154) geht es vorbei an Vicelinkirchen in Bornhöved und Bosau. Die Tour führt durch die traumhaft schöne, von Seen und Wäldern geprägte Holsteinische Schweiz nach Oldenburg, das einst Bischofssitz des Slawenmissionars war. Über die Fehmarnsundbrücke erreicht der Pilger schließlich die Ostsee-Insel Fehmarn und dort in Puttgarden das Ziel seiner Fahrt.

Weiter geht’s in Dänemark

Erinnerungen an ihre Stationen auf dem Mönchsweg können Reisende in einem Radpilgerpass festhalten, der kostenlos in allen Tourist-Informationen am Weg erhältlich ist. Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Andachtsorten und Etappen gibt es auf www.moenchsweg.de und in einer kostenlosen Mönchsweg-App, erhältlich für Android-Geräte und für Apple-Geräte.

Wer nach der Reise auf dem deutschen Teil des Mönchswegs Lust auf Mehr hat, kann seinen Weg nach einer Überfahrt mit der Fähre nach Rodby auf dänischer Seite fortsetzen. Der „Munkevejen“ führt auf weiteren 430 Kilometern bis nach Roskilde bei Kopenhagen, dessen gotischer Dom zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. (KNA)

Info
Ein Gratis-Broschüre gibt es bei der Geschäftsstelle des Trägervereins „Mönchsweg e.V.“ in Kiel unter Tel.0431/ 12 85 08 73 oder per E-Mail unter info@moenchsweg.de