Angriff auf Israel: Wie soll es weitergehen?

Raketen und Bomben: Welche Hoffnung bleibt denn noch, wenn Hass und Gewalt seit Jahrzehnten toben? Warum im Nahen Osten das alte Menschheits-Prinzip „Vergeltung“ nicht mehr weiterführt.

Ausgang ungewiss nach dem iranischen Angriff auf Israel
Ausgang ungewiss nach dem iranischen Angriff auf IsraelImago / Christian Ohde

Der Iran schießt Raketen auf die Atommacht Israel. Entsetzen und Sorge weltweit sind groß. Anders als bei bisherigen Krisen und Angriffen droht damit eine massive Ausweitung der Gewalt im Nahen Osten. Ein Flächenbrand, wie jetzt viele Beobachterinnen und Beobachter warnen, der die gesamte Region verwüsten und ein gewaltiges Blutbad hinterlassen könnte. Wider alle Vernunft schrauben die Akteure die Spirale der Gewalt immer höher. „Stopp!“, ruft der US-Präsident. „Stopp!“, ruft der Bundeskanzler. „Stopp!“, rufen viele in den Kirchen. Stoppt die Eskalation, bevor sie euch alle auffrisst! Stoppen – aber wie?

Um Dinge zu ändern, müsste man sie zunächst einmal verstehen. Und das fällt immer schwerer im Nahen Osten. Viel zu lange toben dort die Gewalt, der Hass, um noch widerspruchsfrei sagen zu können, was Ursachen sind und was Wirkungen. So auch bei der jüngsten, fatalen Entwicklung. Klar ist: Wir stehen an der Seite Israels. Aber so, wie es momentan läuft, kann es auch nicht weitergehen.

Vergeltung führt in den Abgrund

Denn die Vergeltung, auf die sich sowohl Israel als auch Iran berufen, führt offensichtlich in den Abgrund. Vergeltung – das Prinzip ist in vielen Kulturen fest verankert, vermutlich tief im menschlichen Wesen angelegt. Auge um Auge, heißt es beispielsweise in unserer jüdisch-christlichen Tradition. Dieser Gedanke mag lange funktioniert haben. Um Rache zu ermöglichen. Um Ausgleich zu schaffen zwischen Schädiger und Geschädigten. Um abzuschrecken.

 

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Aber gerade die Abschreckung versagt inzwischen, das wird immer deutlicher. Damit Abschreckung funktioniert, muss irgendwo ein Rest an Erkenntnis bleiben, nach dem Motto: Und wenn ich dem Anderen noch so sehr an die Gurgel will – ich lasse das lieber, weil ich bei mir selbst viel zu viel Schaden zu befürchten habe.

Wie kann man der Spirale der Eskalation entkommen?

Diese Erkenntnis, diese Angst vor den Folgen scheint bei Israels Feinden zu schwinden. Anders kann man sich die Angriffe der jüngeren Zeit kaum erklären. Von daher wäre es höchste Zeit zu überlegen, wie man anders aus der Spirale der Eskalation herauskommen kann.

Aber wie? Da fehlen momentan die zündenden Ideen. Miteinander reden? Verhandeln? Kann das gelingen, wenn auf der einen Seite mit dem Iran ein selbsterklärter Todfeind die Regie führt, dessen ausdrücklicher Wille ist, Israel zu vernichten? Und auf der anderen Seite der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, der offenbar auf Eskalation setzt?

Herr, erbarme dich. Über dein Volk Israel. Über alle Menschen in Nahost.

„Jubilate“ ist der Kirchenname für diesen Sonntag, jubelt! Nach Jubeln ist einem nicht zumute. Aber von alters her verbindet sich mit dem Sonntag auch die Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Herr, erbarme dich.